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EntlassmanagementVernetztes Handeln durch PatientenkoordinationHerausgegeben vonDominik DeimelMarie-Luise MüllerMit Beiträgen vonTh. BenderS. LehrianB. BöckmannD. Lenze-TongD. DeimelM. LüttringhausS. DienstTh. MüllerM. FelgerM.-L. MüllerS. GeigerF. NeuschulzCh. GottwaldM. OssegeA. HarneyTh. PilgrimM. JensenA. SchäferC. KittlickB. VosselerA. KußD. WehmeierS. LaagN. WilhelmO. Lehnert36 AbbildungenGeorg Thieme VerlagStuttgart · New York

ImpressumBibliografische Informationder Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werdennicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehleneines solchen Hinweises kann also nicht geschlossenwerden, dass es sich um einen freien Warennamenhandelt.Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb derengen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das giltinsbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 2013 kma Medien in Georg Thieme Verlag KGRüdigerstraße 1470 469 StuttgartDeutschlandTelefon: 49/(0)711/8931-0Unsere Homepage: www.thieme.dePrinted in GermanyUmschlaggestaltung: Thieme VerlagsgruppeUmschlagfoto: Alexander Fischer, Baden-BadenSatz: Ziegler und Müller, Kirchentellinsfurtgesetzt aus APP/3B2, V. 9 UnicodeDruck: Stürtz GmbH, WürzburgISBN 978-3-13-171041-3Auch erhältlich als E-Book:eISBN (PDF) 978-3-13-171051-2IV12 3 4 5Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschungund klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöseTherapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeberund Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dassdiese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung desWerkes entspricht.Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel derverwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dortgegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe indiesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten odersolchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind.Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren anjeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeitendem Verlag mitzuteilen.6

VorwortWarum kommen ein Arzt und eine Pflegefachkraft auf die Idee, ein Buch zum Thema„Entlassmanagement aus dem Krankenhaus“ herauszugeben? Gibt es nicht schon ausreichend Literatur zu dieser Thematik?Es ist die Überzeugung und die Begeisterung für ein Anliegen, welches trotz intensiverBemühungen in Deutschland bis heute noch nicht flächendeckend umgesetzt ist. Patienten, Angehörige und alle nachversorgenden Einrichtungen leiden darunter, wenn dasEntlassmanagement nicht ausreichend koordiniert ist bzw. die Beratung von Patientenund Angehörigen nicht nachhaltig erfolgt. Es geht eigentlich nicht nur um die direkteÜberleitung aus dem stationären in den ambulanten Bereich, vielmehr werden mit demEntlassmanagement Eckpfeiler für das an den stationären Aufenthalt angegliederte gesamthafte Versorgungsmanagement gesetzt.Versorgungsmanagement bedeutet, den stationären Aufenthalt zu nutzen, um den Patienten und sein soziales Umfeld über eine 360-Grad-Sicht in seiner häufig neuen oderauch akut veränderten Lebenssituation optimal einschätzen zu können und eine aufihn abgestimmte nachstationäre Versorgung mitzugestalten. Die vermehrte Einbindungdes Patienten und seiner Angehörigen inkl. der Förderung des Selbstmanagements verbindet eine respektvolle Wertekultur mit guter Versorgungsqualität. Die stärkere Nutzung eines verbindlichen Netzwerkes weiterer Beratungs- und Betreuungsangebote imLebensumfeld des Patienten werden bei steigenden Kosten bzw. drohendem Fachkräftemangel in Zukunft eine wichtige Rolle im Entlassmanagement spielen.Für das Krankenhaus hat das Thema Entlassmanagement über das ab dem Jahr 2012gültige Versorgungsstrukturgesetz mit seiner dort an die Krankenhäuser formuliertenLeistungsverpflichtung an Bedeutung und Herausforderung gewonnen. Für ein AkutKrankenhaus und auch für eine Rehabilitationsklinik wird die kooperative Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten, Pflegeeinrichtungen und weiteren Dienstleistern inder Region zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor, der im Entlassmanagement einensinnvollen Anlass zur regionalen Vernetzung bietet.Ein patientenorientiertes, umfassendes Entlassmanagement im Krankenhaus wird sichaber nur im interprofessionellen Team lösen lassen. Es ist aufgrund der Vielschichtigkeitder medizinischen, pflegerischen, therapeutischen, sozialen und persönlichen Situationdes Patienten nicht durch eine Berufsgruppe wie Pflege, Sozialdienst oder Ärzte umsetz-V

Vorwortbar. Zudem wird es für den Patienten und die Partner im regionalen Umfeld notwendigsein, einen definierten Ansprechpartner (Patientenkoordinator) zu etablieren, der Verantwortung übernimmt und sich kümmert. Dabei hilft der methodische Ansatz vonCase Management mit seinen umfangreichen Instrumenten zur Koordination, Beratungund Vernetzung, die Prozesse im Entlassmanagement zu unterstützen.In der Entstehung dieses Buches hat die vom Bundesverband Managed Care e. V. (BMC)eingesetzte Projektgruppe zum „Entlassmanagement im Krankenhaus“ eine wesentlicheRolle gespielt. Die hierbei aufgestellten Anforderungen, an denen Krankenhäuser, Krankenkassen, ambulanten Dienstleistern und weiteren Institutionen mitgewirkt haben,sind in das Buch eingeflossen.Des Weiteren wurden die Erkenntnisse zum Konzept und seiner Einführung, die in unterschiedlichen Projekten in den letzten Jahren entwickelt wurden, in dieses Buch übernommen. Daher sind die hier aufgezeigten Lösungswege kein theoretisches Konstruktoder nur eine Vision, sondern befinden sich bereits heute in der Umsetzung.Den vielen Autoren und Mitwirkenden an diesem Buch gilt unser besonderer Dank. Nurmit Hilfe Ihres Know Hows und überdurchschnittlichen Engagements ist es gelungen,den unterschiedlichen Perspektiven in diesem vielschichtigen Thema „Entlassmanagement“ gerecht zu werden. Unser Dank gilt auch Susanne Hemmen, Anke Grotenhoffund Svenia Deimel, die uns gerade in der Endphase des Buches bei Korrektur und Fertigstellung des Manuskriptes unterstützt haben.Weinheim und Soest,im Herbst 2012VIDr. med. Dominik DeimelMarie-Luise Müller

AnschriftenBender, ThomasRobert Bosch Krankenhaus StuttgartAuerbachstr. 11070376 StuttgartGottwald, ChristaStädt. Klinikum München GmbHOskar-Maria-Graf-Ring 5181737 MünchenBöckmann, Britta, Prof. Dr.Fachhochschule DortmundMedizinische InformatikEmil-Figge-Str. 4244227 DortmundHarney, AnkeRechtsanwälte WiggeScharnhorststr. 4048151 MünsterDeimel, Dominik, Dr.com2health GmbHHopfenstr. 569469 WeinheimDienst, SebastianKlinikum Ernst von BergmannCharlottenstr. 7214467 PotsdamFelger, Martin, Dr. med.DIOMEDES GmbHPostfach 112034209 MelsungenGeiger, SandraDiakonissen-Stiftungs-KrankenhausSpeyerCase ManagementHilgardstr. 2667346 SpeyerJensen, Mareike, B. Sc.Katholisches Klinikum MainzAn der Goldgrube 1155131 MainzKittlick, Cornelia, Dipl.-Kfr.AnyCare GmbHOswald-Hesse-Str. 5070469 StuttgartKuß, AndreaBARMER GEK HauptverwaltungVersichertenmanagement Abt. 1120Lichtscheider Str. 8942285 WuppertalLaag, SonjaBARMER GEK HauptverwaltungAbteilung 1140Lichtscheider Str. 89–9542285 WuppertalVII

AnschriftenLehnert, Oliver, Dipl.-Kfm.Klinikum Stadt Soest gGmbHSenator-Schwartz-Ring 859494 SoestLehrian, SabineViamed GmbHMotorstr. 5270499 StuttgartLenze-Tong, DanielaKlinikum Stadt Soest gGmbHSenator-Schwartz-Ring 859494 SoestLüttringhaus, Maria, Dr. med.Institut für Sozialraumorientierung,Quartier- und Casemanagement DGCCGervinusstr. 645 144 EssenMüller, Marie-LuiseKlinikum Stadt Soest gGmbHSenator-Schwartz-Ring 859494 SoestMüller, ThomasKassenärztliche Vereinigung WestfalenLippeRobert-Schimrigk-Str. 4–644141 DortmundNeuschulz, FrankDeutsche BKKWilly-Brandt-Platz 838440 WolfsburgVIIIOssege, Michael, Dr. jur.Rechtsanwalt und Fachanwaltfür MedizinrechtRechtsanwälte WiggeScharnhorststr. 4048151 MünsterPilgrim, Thorsten, Dr. med.AnyCare GmbHOswald-Hesse-Str. 5070469 StuttgartSchäfer, AchimMZG WestfalenMedizinisches Zentrum für GesundheitBad Lippspringe GmbHPeter-Hartmann-Allee 133 175 Bad LippspringeVosseler, Birgit, Prof. Dr.Hochschule Ravensburg-WeingartenFakultät Soziale Arbeit, Gesundheitund PflegeLeibnizstr. 1088250 WeingartenWehmeier, DirkMZG Westfalen gemeinnützige GmbHPeter-Hartmann-Allee 133175 Bad LippspringeWilhelm, NorbertAm Hilgenstein 534560 Fritzlar

GlossarAktivierung Bewirken von Veränderung, z. B. bei einem Patienten, durch Motivationund Bewusstmachung der LebenssituationBenchmarking Ein Verfahren zum Vergleich einer Leistung mit den besten anderen(Benchmarks Höhenmarken) nach einem festgelegten Vergleichsschema. Verglichenwerden können Prozesse, Systeme, Produkte und Dienstleistungen bezüglich der Kriterien Kosten, Qualität, Zeit, Kundenorientierung, Zufriedenheit usw.Bettenmanagement Koordination der Belegung (Betten) für ein Krankenhaus/einePflegeeinrichtung im Kontext der Aufnahme, Verlegung und EntlassungBusinessplan Geschäftsplan eines Unternehmens, der prägnant über alle relevantenAspekte des Unternehmens Auskunft gibtChange Management Prozesse der Veränderung, z. B. in einer Institution, die mit Konflikten, Ängsten der Betroffenen, Demotivation und anderen Erscheinungen einhergehenkönnen und daher aufmerksam durch das Management begleitet werden müssenCompliance (Therapietreue) Bereitschaft von Patienten (insbesondere mit chronischenErkrankungen), ärztlichen Therapieanweisungen zu folgen und so beim HeilungsprozessmitzuarbeitenDiagnosis Related Groups (DRGs) Fallgruppenbezogene Zuordnung und Abrechnung derin Anspruch genommenen Leistungen in Behandlung, Pflege, Verwaltung usw. im Rahmen der stationären Krankenhausversorgung (Fallpauschale). Die Fallgruppenbildungsoll nach medizinisch sinnvollen Kriterien (Krankheitsart) erfolgen. Grundlage der Entgelte sind Daten der Kosten- und Leistungsrechnung und der medizinischen DokumentationDisease-Management-Programme (DMP) Programme mit dem Ziel der Verbesserungder Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung von Patienten mit vorwiegend chronischen Erkrankungen. Dazu werden auf der Grundlage wissenschaftlicher ErkenntnisseVorgaben für Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation sowie Pflege erarbeitet. Die Vorgaben können übergreifend über die Sektoren von ambulanter und stationärer Versorgung seinIX

GlossarEmpowerment – (Förderung des Selbstmanagements) Bezeichnung für Maßnahmenund Strategien, welche geeignet sind, die Autonomie im Leben von Mensch/Gesellschaftzu erhöhenEpidemiologieKrankheitenWissenschaft von der Entstehung, Verbreitung und Bekämpfung vonEvaluation Bewertung der Wirkungen von Maßnahmen oder Verfahren (z. B. Auswirkungen auf die Patientenversorgung, auf das Wohlbefinden, auf das ärztliche Selbstverständnis usw.) hinsichtlich vorher festgelegter KriterienEvidenz (evidence) Im Kontext einer evidenzbasierten Medizin aus dem Englischenstammender Begriff (evidence Nachweis, Beweis) für Informationen aus wissenschaftlichen Studien, die einen Sachverhalt erhärten („evident“ machen) oder widerlegen. DieQualität der Evidenz hängt dabei wesentlich von der methodischen Güte der zugrundeliegenden Studien abExpertenstandard Instrument zur Qualitätssicherung, bei dem über einen definiertenProzess und unter Hinzuziehen wissenschaftlicher Grundlagen Experten Strukturen,Prozesse und erwartete Ergebnisse festlegen, die dann in eine bestehende Struktur übernommen werden können. Im Gesundheitswesen hat sich der Expertenstandard besonders in der Pflege etabliertGeriatrie Bezeichnet die Lehre von den Erkrankungen bzw. Krankheitsbildern, die sichspezifisch mit dem Altern des Menschen einstellen. Geriatrische Aspekte betreffen insbesondere die Fachbereiche Innere Medizin, Orthopädie, Neurologie und Psychiatrie.Typische Problemstellungen der Geriatrie sind systemische Erkrankungen und MultimorbiditätHomecare Versorgung von Patienten in ihrer häuslichen Umgebung, die durch die Bereitstellung von Hilfsmitteln, Pflege vor Ort oder auch Beratung/Schulung von Patientenund ihren Angehörigen sichergestellt werden kann(Re-)Hospitalisierung Notwendigkeit zur Behandlung in einer stationären Einrichtung;„Re“ wird in diesem Zusammenhang genutzt, wenn zuvor schon eine stationäre Behandlung erforderlich warIntegrierte Versorgung Koordiniertes Zusammenwirken von Allgemein- und Fachärzten, ärztlichen und nicht ärztlichen Leistungserbringern und Einrichtungen im ambulanten und stationären Sektor sowie Pflegekassen und Pflegeeinrichtungen mit dem Zielder Verbesserung der Qualität und Wirtschaftlichkeit des Versorgungsprozesses (s. §§140a–d SGB V, § 92, SGB XI)X

GlossarInterprofessionalität Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen bzw. auchFachrichtungen, optimalerweise in einem interprofessionellen TeamKennzahlen Maßzahl, die quantitative Informationen zur Zielerreichung von Vorgängen oder Zuständen liefertKernprozess Abläufe, die unmittelbar die zentralen Aufgaben und Funktionen (Kernkompetenzen) eines Unternehmens betreffenKomplementärleistungen Leistungen, die nicht im gesetzlichen Leistungskatalog enthalten sind und mithin nicht von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden.Hierbei kann es sich auch um Leistungen handeln, die außerhalb der klassischen Schulmedizin angesiedelt sindKomplexpauschalen Komplexpauschale ist die Bezeichnung einer Vergütung, die indikationsbezogen zusammenhängende Einzelleistungen honoriert. Dies kann sowohl voneinzelnen Leistungserbringern als auch gemeinschaftlich von mehreren Leistungserbringern erbracht werden. Im Falle der gemeinschaftlichen Leistungserbringung wird dieKomplexpauschale in der Regel an einen Vertragspartner ausbezahlt, der diese dann andie beteiligten Partner weiterverteiltKonsil Patientenbezogene Beratung durch eine Fachkraft (Arzt, Pflegefachkraft, Therapeut) aus zumeist einem anderen FachgebietLeitlinien Ärztliche Leitlinien sind systematisch entwickelte Hilfen zur Entscheidungsfindung für Ärzte und Patienten über die angemessene ärztliche Vorgehensweise beispeziellen gesundheitlichen Problemen. Sie stellen den nach einem definierten, transparenten Vorgehen erzielten Konsens mehrerer Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen und Arbeitsgruppen zu bestimmten ärztlichen Vorgehensweisen dar. Sie sind wissenschaftlich begründete, praxisorientierte Handlungsempfehlungen. Leitlinien sindOrientierungshilfen im Sinne von „Handlungskorridoren“, von denen in begründetenFällen abgewichen werden kann oder sogar muss. Sie werden regelmäßig auf ihre Gültigkeit hin überprüft und ggf. fortgeschriebenManaged Care Gesteuerte Versorgung entlang der Wertschöpfungskette des Patienten.Kernelemente von Managed Care sind der Einsatz von Management-Instrumenten imGesundheitswesen, die zumindest teilweise gemeinsame Risikoübernahme von Leistungsersteller und -finanzierer, sowie selektives Kontrahieren. Grundsätzlich kann zwischen einer Vielzahl von Managed-Care-Organisationen und -Instrumenten unterschieden werden, sodass es sich nicht um ein in sich geschlossenes, einheitliches Konzepthandelt. In Managed-Care-Modellen wird versucht, den einzelnen Patienten über Zuweisungs- und Behandlungsrichtlinien jeweils der kostengünstigsten Behandlungsform aufeinem definierten Behandlungsniveau zuzuführenXI

GlossarMarketing Maßnahmen zur Ausrichtung von Unternehmen auf die Erfordernisse desAbsatzmarktes (Marktforschung, Absatz- und Preispolitik)Medizinische Fachangestellte (MFA) Mitarbeiterin in einer Arztpraxis, die dem Arzt unterstützend bei Diagnostik, Behandlung und Praxisorganisation zur Seite stehtMonitoring Überwachung und Steuerung von Prozessen (z. B. die Organisation desNachsorgebedarfs)Morbi-RSA Morbiditätsorientierter Risikostrukturausgleich, der im Gesundheitsfondsdie Verteilung der Gelder an Krankenkassen anhand von diagnoseabhängigen Schwergraden des jeweiligen Patienten vorsiehtMultimorbiditätGleichzeitiges Auftreten mehrerer Krankheiten bei einem PatientenNiederschwelliger Zugang Erfordert keinen großen Aufwand des Nutzenden (z. B. Patienten) bei der Verwendung eines Angebots (z. B. Beratung)Palliativbetreuung Ärztliche und pflegerische Leistungen für Patienten, die auf kurativeBehandlung nicht mehr ansprechen und die auf Linderung der KrankheitsbeschwerdenabzielenPatientenkoordinator Rolle im Versorgungsmanagement (Entlassmanagement), dieeine Steuerung und Verantwortung aller Aufgaben für den ihr zugewiesenen Patientenübernimmt. Die Bezeichnung wird dem Wort Case Manager vorgezogen. Der Patientenkoordinator übernimmt diese Aufgabe immer aus Sicht eines GesundheitsdienstleistersPatientenbegleiter Der Begriff wird verwendet, wenn eine Krankenkasse oder -versicherung eine übergreifende Koordination, Beratung und Betreuung des Patienten übernimmtPatientenorientierung Die Fokussierung auf den Bedarf und die Bedürfnisse des Patienten bei der Bereitstellung von Angeboten zur medizinischen VersorgungPrävention Maßnahmen zur Vorbeugung einer Erkrankung oder Verschlechterungeines Krankheitszustands. Man unterscheidet Primärprävention (bspw. Impfungen), Sekundärprävention (bspw. Früherkennung) und Tertiärprävention (bspw. Verhütung vonFolgeerkrankungen). Die Prävention soll nach dem Willen des Gesetzgebers zu einer„Säule des Gesundheitswesens“ ausgebaut werdenProfessionelle Hilfsangebote Setzen immer die Durchführung eines im Gesundheitswesen ausgebildeten Akteurs („Professionals“) voraus, werden danach vergütet und sinddaher von anderen Angeboten, die auch durch nicht im Gesundheitswesen zertifizierteAkteure (z. B. Betreuungsdienste, Selbsthilfegruppen) durchgeführt werden, abzugrenzenXII

GlossarRabattverträge Einzelvertragliche Vereinbarungen (bspw. Sortimentsverträge, Wirkstoffverträge zwischen Krankenkassen und pharmazeutischen Unternehmen auf Grundlage des § 130 a Abs. 8 SGB V, um Effizienzpotenziale in der Arzneimittelversorgung auszuschöpfenRegelversorgung Leistungen der Gesundheitsversorgung, die die gesetzlich Versicherten im Krankheitsfall erwarten können. Aufgrund des medizinischen und medizin-technischen Fortschritts unterliegt die Regelversorgung stetigen VeränderungenRehabilitation In der Kette Prävention, Kuration, Rehabilitation die abschließende ärztliche Behandlung zur Beseitigung von Krankheitsfolgen und Wiedereingliederung desPatienten in ein möglichst beschwerdefreies Leben. Unterschieden werden Leistungenzur medizinischen, beruflichen und sozialen RehabilitationRessourcenorientierung Ausrichtung der Beurteilung eines Patienten auf die bei ihmvorhandenen Befähigungen („Ressourcen“) bzw. die von ihm heute schon eingesetztenHilfsangeboteSektor Als Sektoren („Ausschnitte“) bezeichnet man die Bereiche der ambulanten, stationären, pflegerischen präventiven oder rehabilitativen VersorgungSelbstmanagement Fähigkeit, mit seinen verfügbaren Ressourcen sich selbst bzw. andere in der bestehenden Lebenssituation zu unterstützen (z. B. Fähigkeit zur Selbstpflegeoder zur Krankheitsbewältigung)Sozialraum des Patienten Lebensraum, in dem sich der Patient in seinem Alltag (Berufund Freizeit) aufhält. Der Sozialraum kann daher je nach Mobilitätsgrad sehr stark eingeschränkt sein (z. B. bei bettlägerigen Patienten) oder auch sehr weit gefasst werden (z. B.Manager mit ausgiebiger Reisetätigkeit)Sozialraumorientierung Handlungsprinzip aus der sozialen Arbeit, welches unter anderem dem Suchen und Auffinden von Angeboten im Sozialraum des Patienten dient undder örtlichen Vernetzung dientSubsidiaritätsprinzip Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Maxime – strebtEigenverantwortung anTelemedizin Diagnose und Therapie unter Überbrückung räumlicher und/oder zeitlicher Distanzen (z. B. Übermittlung von Vitaldaten wie Blutdruck, Puls, EKG über Telekommunikationssysteme)XIII

GlossarVersorgungsmanagement Eine auf den Gesundheitszustand des Patienten bzw. auchdes Bürgers ausgerichtete Versorgung, die alle notwendigen Akteure vernetzt und z. B.über Methoden von Fall- und Disease-Management oder auch Prävention einebedarfsgerechte Koordination sicherstelltVersorgungspfad Anleitung für die Behandlung und Betreuung von Patienten über verschiedene Versorgungsstufen, die sowohl ärztliche als auch Aspekte anderer Professionen einbezieht und ein abgestimmtes Vorgehen im interprofessionellen Team sicherstelltVerweildauermanagement Koordination der im Rahmen eines stationären Aufenthaltsnotwendigen Verweildauer des Patienten. Eine Aufgabe des Verweildauermanagementsbesteht darin, einen für den Patienten aus medizinischer Sicht notwendigen Aufenthaltim Krankenhaus durch gute Koordination und Vorbereitung der Entlassung zu optimierenWorkflowXIVFestgelegter Ablauf von Vorgängen bzw. Geschäftsprozessen

BARMER GEK Hauptverwaltung Versichertenmanagement Abt. 1120 Lichtscheider Str. 89 42285 Wuppertal Laag, Sonja BARMER GEK Hauptverwaltung Abteilung 1140 Lichtscheider Str. 89–95 42285 Wuppertal VII. Lehnert, Oliver, Dipl.-Kfm. Klinikum Stadt Soest