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geist reich HERBST/WINTER 20211
TITELTHEMA » KIRCHE DIGITAL«04Impressum:Herausgeber:Pfarrgemeinderat der GemeindeSt. FranziskusBunzlauer Strasse 25, 50858 ruck:Buch- und Offsetdruckerei Häuser KGVenloer Straße 1271, 50829 KölnErscheinungsweise: 2 x jährlichAuflage: 8.500Redaktionsschluss für Ihre geist.reichBeiträge der nächsten Ausgabe:20.02.2022Wenn Sie gerne einen Beitrag schreibenmöchten, schicken Sie uns doch eine Mailund wir senden Ihnen gerne unser„geist.reich 1 x 1”, den Leitfaden fürredaktionelle Beiträge.203Urbi et Orbi digital04Sketchbibel06Von der Übertragung zur dgitalen Feier08Kirche wird digital?!10AUS DER GEMEINDEFotos:Hubert Schneider, Tanja Bock-Schweizer,und gemäß Vermerk am Foto selbst,Titelbild: adobe.stock.comDie nächste Ausgabe von geist.reicherscheint Ostern 2022 zum Thema„Franziskus – Schutzherr von Umweltund Ökologie.20TITELTHEMA » KIRCHE DIGITAL «Redaktion:Pfarrer Jürgen Hünten (verantwortlich),Hubert Schneider, Claudia Frey,Alexandra Hecker, Gisela Klinkhammer,Tanja Bock-SchweizerLayout:Anja Nagel-FriedrichsDIE TAFEL IN SANKT FRANZISKUSSendungsraum Köln-West14Pfarrei Sankt Stephan15Aufgaben des Pfarrgemeinderates16Erfahrungsbericht aus dem PGR17Aus dem Kirchenvorstand18Die Krippe in St. Severin19Start der Tafel20Medienboxen Vorstellung Amelie Deppe21Gottesdienstzeiten Männerrunde Harzreise Adventskalender2219, 20, 22BuchtippsFAMILIEBibelgeschichten RosenkranzANSPRECHPARTNERSeelsorgeteam und PfarrbürosADRESSEN im Seelsorgebereich122324Bild unten: Ausladen von Lebensmittelspenden Tafel Schweinfurt e.V. , Foto: Thomas Lohnes GettyImages Quelle: www.tafel.de, Bild oben: by Peter Weidemann, Pfarrbirefservice.de INHALT
geist reich HERBST/WINTER 2021Liebe Leser,den Glauben leben ohne Ansteckungsgefahr - das kann durchausfunktionieren, beispielsweise mit gestreamten Gottesdiensten undAndachten, digitaler Seelsorge, Gebetsimpulsen und -anleitungen.Diese Ausgabe von geist.reich gibt einen Überblick, wie Kirche auchin der Coronapandemie für die Menschen da sein kann.Über Gottesdienste auf neuen Wegen in und nach der Coronakriseberichtet der Theologe Prof. Dr. Alexander Saberschinsky. So sei bereits das Streamen eines Gottesdienstes von vielen als unkonventionell, wenn nicht sogar als grenzwertig empfunden worden. Dabei seidas eigentlich ein „alter Hut“, wenn man an die sonntäglichen Gottesdienstübertragungen im ZDF denkt. Und das Internet könne nochviel mehr als das Fernsehen: „Hier ist es möglich, die Einbahnkommunikation einer reinen Übertragung aufzubrechen, damit Gottesdienstnicht Konsum, sondern Kommunikation wird“, schreibt Saberschinsky.Und wie passt dogmatische und programmatische Kirche zu densozialen Medien? Wird es einen Weg geben, die Menschen in diesen Medien mitzunehmen, oder ist das gar nicht möglich, ohne sieeinzuschränken? Funktioniert der Segen „Urbi et Orbi“ auch über diedigitalen Medien? Antworten auf diese Fragen gibt Monsignore Erwin Albrecht, der schon seit Jahrzehnten im Auftrag der bayerischenBischöfe viele Gottesdienste, auch aus dem Vatikan, für den Bayerischen Rundfunk überträgt.Neben Beiträgen zu den Themen Digitalität und Digitalisierung beschäftigt sich dieses Heft auch mit aktuellen Themen aus unsererGemeinde. So erläutert ein Beitrag im Vorfeld der Pfarrgemeinderatswahlen, die am 6. und 7. November stattfinden werden, was derPfarrgemeinderat eigentlich macht. Und Rolf Olligs berichtet in seinem Erfahrungsbericht, wie sich aus dem „Kirchturmdenken“ zunehmend eine neue Aufbruchstimmung entwickelte. „Jetzt gilt es, ausvielen guten Ansätzen konkrete Schritte zu entwickeln. Mitgestaltenist angesagt – innerhalb und bitte auch außerhalb der Gremien,“ fordert Olligs.Zum 1. September bildeten die Pfarrgemeinden St. Franziskus und St.Stephan einen Sendungsraum Köln-West, den Pfarrer Jürgen Hüntenvorstellt. Er betont ausdrücklich, dass dabei nicht die Pfarreien zusammengelegt würden, sondern dass sich die Seelsorgeteams als Einheitverstehen: „Die Pfarreien bleiben rechtlich selbstständig mit Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat.“Ihre Redaktion3
Bild: Anja Nagel-Friedrichs TITELTHEMA KIRCHE DIGITALURBI ET ORBI DIGITALWie funktioniert der Segen über digitale Medien?von Tanja Bock-SchweizerIn Zeiten einer weltweiten Pandemie istdie Dringlichkeit, die Kirche über die digitalen Medien den Menschen näher zubringen, in starken Fokus geraten. Gottesdienste fielen aus, Begegnungen wurdennicht mehr möglich, Hochzeitsfeiern, Taufen konnten nicht stattfinden und Beerdigungen wurden nur in engsten Familienkreis abgehalten.Genau dann besannen sich viele auf die digitalen Medien und fanden in ihren Gemeinden oft ein eher maues digitales Angebot.Ist es ein von oben nicht gewolltes odereher ein von unten als ein nicht so drängend angesehenes Problem? Die Zahlender Kirchgänger gehen seit Jahren zu4rück, im kirchlichen Umfeld finden sichimmer die gleichen Menschen, die teilweise mehrere Ehrenämter übernehmen.Es ist auch eine Chance, die Akteure/innen der Gemeinde hier zu ermächtigen,in attraktiven Begegnungs- und Ritualformen online zu agieren.Digitale Medien verändern die Arbeitswelt, auch in der Freizeit, beim Sport oderim Haushalt werden sie ganz selbstverständlich konsumiert und genutzt. Wobleibt da die Kirche? Die aktuellen Dynamiken hier zu verkennen, wäre fatal.Es gibt gläubige Menschen, die ihrenGlauben auch in der Digitalität leben, seies auf Instagram, Twitter oder Facebook.Sie teilen Gebete, Impulse, Predigten undleben ihren Glauben. Es gibt Tageslosungen, Gemeinde-Websites, feministischeAndachtskollektive, aber auch Netzgemeinden oder Kirchen-Apps wie z.B. diedes Erzbistums Paderborn. Immer mehrAngebote entstehen und machen sosichtbar, dass die Menschen ihres Glaubens keinesfalls überdrüssig sind, sondern sich durch die analogen Angeboteeher nicht mehr angesprochen fühlen.Wie passt aber die dogmatische undprogrammatische Kirche zu den sozialenMedien? Wird es einen Weg geben, dieMenschen in diesen Medien mitzunehmen oder ist das gar nicht möglich, ohnesie einzuschränken?
geist reich Auf jeden Fall ist es notwendig, erstmalzu eruieren, welche Formen von Glaubenund Kirche in den Medien schon stattfindet und zu analysieren, welche Modellemöglich und auch durchführbar sind. Danach kann man interessante Inhalte, zumBeispiel Impulse oder Gebete, bereitstellen. Ein digitales Netzwerk ist auch für eineanaloge Gemeinde der nächste Schritt.Die mediale und digitaleVermittlung des Glaubens hatTradition in der KircheDie Kirche sollte hierbei nicht ihren institutionellen Markenkern verlieren, dennochfür alle digital wie analog ansprechbarund erfahrbar werden. „Aber wenn ich diedigitale Vermittlung ernst nehme, mussich auch das Medium ernst nehmen,“ soMonsignore Erwin Albrecht, der schon seitJahrzehnten im Auftrag der bayrischenBischöfe viele Gottesdienste, auch ausdem Vatikan, für den Bayrischen Rundfunküberträgt: „Wenn ich eine Übertragungeines Gottesdienstes habe, so ist die Qualität wichtig. Es gibt viele Möglichkeiten.Es reicht dabei nicht, einfach eine Kameraaufzustellen. Die Person, die sich den Gottesdienst anschaut, möchte auch angesprochen werden, in dem zum Beispiel dieLiednummern eingeblendet werden.“Der Papst hat schon im letzten Jahrhundert im Jahr 1967 den ersten Segen „Urbiet Orbi“ über das Radio verkündet, 1985wurde dieser das erste Mal über das Fernsehen übertragen und seit 1995 kann mandiesen Segen auch über das Internet empfangen.MEIN BUCHTIPP– von Gisela Klinkhammer –Der Segen „Urbi et orbi“, den es seit dem13. Jahrhundert gibt, bedeutet „der Stadt(Rom) und dem Erdkreis“ und ist eine Bezeichnung für einen besonderen Segen,den der Papst zu Weihnachten und Osternaussendet. Doch wie funktioniert der Segen über die digitalen Medien?Blick ins Buch: Deutschland imJahr 1974. Katharina Berner stammtaus einer gut situierten Kölner Unternehmerfamilie, geht aber ihreneigenen Weg. Dass sie Jura studierenwill, können weder ihre Eltern nochihre Geschwister verstehen. Doch siehat sich durchgesetzt und arbeitet ineiner großen Kanzlei in Köln, in dersie jedoch von den männlichen Kollegen nicht ernst genommen wird.Da bittet sie eine junge Frau um Hilfe:Rita Maiburg besitzt eine Pilotenlizenz, versucht jedoch vergeblich,eine Anstellung zu bekommen.Das Wort „benedicere“, das im Originaltextam Ende vorkommt, bedeutet etwas Gutes zusagen oder die Hoffnung zusagen.„Der Segen kommt immer von Gott. DerPfarrer, oder die Person, die den Segenspendet, ist immer der Vermittler der Botschaft,“ so Monsignore Albrecht, „Mit demSegen am Ende einer Messfeier geht immer auch die Einladung einher, Gutes zutun und selbst ein Segen zu sein, zu werden für die anderen.“Christine Drews schreibt im Nachwort: „Es erschütterte mich, wie esum die Rechte der Frau in den 1970erJahren bestellt war.“ Und dieserKampf um Gleichberechtigung spiegelt sich auch im Leben der fiktivenRechtsanwältin wider. Ein historischfundierter und lesenswerter Roman,den man nicht so schnell aus derHand legen wird.Die Institution Kirche ist gefordert, hiereinen Aufbruch in die neue Digitalität zu schaffen, in dem sie sowohl denhauptamtlichen als auch den ehrenamtlichen Akteuren Instrumente an die Handgibt, sich veralteter Strukturen entledigtund dabei mit Blick auf ihren Markenkernneue Formen der Begegnung bietet.„Mit dem Segen am Endeeiner Messfeier geht immerauch die Einladung einher,Gutes zu tun und selbstein Segen zu sein,zu werden für die anderen.“Freiflugvon Christine DrewsBild: Freepik.comMONSIGNORE ERWIN ALBRECHTHERBST/WINTER 2021erschienen imDuMont Buchverlag 2021,20,00 Eurooder zu entleihenin der KÖB St. Severin5
TITELTHEMA KIRCHE DIGITALDAS EVANGELIUMIN SKETCHNOTESDR. HELMUT JANSENIch liebe Theologie und auch abstrakte Gedankengänge – und gleichzeitigreizt es mich, diese auf ihre Alltagsrelevanz abzuklopfen. Das ist mit einGrund, warum ich 2007 aus systematisch-theologischer Perspektive dieerlebnispädagogischen Chancen undGrenzen der Erlebnispädagogik für dieJugendpastoral in einem Promotionsprojekt untersucht habe.Ich entwickle gerne Methoden. So entstanden unter anderem die „Lego-Bibel“, das Foto-Schulprojekt „KENOSIS”und 2019 eben auch die „Sketch-Bibel“.Darüber hinaus bin ich als Supervisorund Coach (DGSv) tätig und entwerfeauch für diesen Bereich kreative Methoden und Materialien.Schließlich liebe ich Sport, betreibe Triathlon und bin der Überzeugung, dassin Bewegung mehr entsteht. Auch dazuhabe ich ein paar Gedanken veröffentlicht.6Oben: Für wen halten mich die Menschen? MK 8, 27 – 35 (gezeichnet von Esther Göbel)Unten: Effata! Heilung des Taubstummen Mk 7, 31 – 37 (gezeichnet von Dr. Helmut Jansen)
geist reich HERBST/WINTER 2021Zwei Berliner Seelsorger verwandeln ihre Predigten in Skizzen und basteln daraus Videos. Siesind kurz, einprägsam und auch unterhaltsam.von Gisela KinkhammerViele Gemeinden und Seelsorger legtenin der Corona-Pandemie eine große Kreativität an den Tag: Es gab Livestreamsvon Gottesdiensten, Online-Impulse oderGebetstreffen per Videokonferenz. AuchHelmut Jansen, der Berliner Pastoralreferent und Geistliche Mentor für Theologiestudierende in der katholischen BerlinerStudierendengemeinde, überlegte, wieer einen Gottesdienst visualisieren könnte. „Ich schaute mir einige Predigten undAnsprachen auf Youtube an und wussteschnell, was ich anders machen wollte. Essollte kürzer, prägnanter, anschaulicherdie Berliner Studierendengemeinde zudenken. Mit seiner Kollegin Esther Göbel entwickelte er den Plan, jede Wocheeinen Sketch-Bibel-Clip zum aktuellenSonntagsevangelium zu erstellen, umsowohl für einzelne Gläubige als auch fürGemeinden, Institutionen oder Gemeinschaften einen Baustein für Online-Gottesdienste bereitzustellen. In dieser Formgibt es die Sketch-Bibel beziehungsweiseden Youtube-Kanal nun seit März 2020.Zunächst entsteht die Predigt, danach dieZeichnungen – und aus diesen beidenElementen schließlich das Video.Gesellschaftliche Veränderungenlegen eine veränderte Verkündigungspraxis naheund auch mit etwas mehr Entertainmentsein. Da ich selbst ein eher visueller Typbin, der gerne Infografiken liest und erstellt, kam mir die Idee, mein gesprochenes Wort mit Sketchnotes zu verknüpfen.Nun bin ich kein künstlerisches Talent.Aber eines hatte ich bereits verstanden:Sketchnotes kann jede und jeder. Ich waralso herausgefordert, meine Predigt tatsächlich aufs Papier und auf den Punktzu bringen“, so Jansen. „Ich filmte sowohl mich beim Sprechen als auch beimZeichnen und fügte alles in einem dreibis vierminütigen Clip zusammen, denich auf dem eigens dazu eingerichtetenYoutube-Kanal veröffentlichte. Die Zeichnungen passte ich durch die Zeitrafferfunktion auf die Länge der gesprochenenWorte an, was dem Clip einen zusätzlichen Charme gab.“Die Coronapandemie ermutigte Jansenschließlich, an ein größeres Publikum alsÜber das Medium Youtube suchen diebeiden Theologen bewusst die gegenwärtigen Märkte und Plätze auf, um mitMenschen in den Dialog zu treten. „Leitend dabei ist die theologische Einsicht,dass Gott nicht bloß etwas, sondern sichselbst in der Person Jesus als die unbedingt für die Menschen entschiedene Liebe mitgeteilt hat. Gottes Selbstoffenbarung ist allein Grund genug, die Kanzel zuverlassen und neue Formen der Verkündigung zu suchen. Doch auch die gesellschaftlichen Veränderungen legen eineveränderte Verkündigungspraxis nahe.Die sozialen Medien sollten von daher alspotenzielles Lernfeld für neue Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb von Kirche verstanden werden und nicht bloß alsOrte, an denen bisherige Verkündigungsmuster lediglich ins Digitale kopiert werden“, betont Jansen abschließend.ESTHER GÖBELNach meinem „Sabrettical“ habe ich2017 Surf&Soul gegründet. Als Theologin und systemische Organisationsberaterin interessieren mich innovativeund auf bestimmte Gruppen und Kontexte zugeschnitten pastorale Formate, die je ganz eigene Fragen auf dieRelevanz nach biblischen Botschaftenstellen. Die Geistliche Begleitung vonMenschen bei der Entwicklung ihrereigenen Spiritualität ist mir wichtig. Sieerfordert nicht selten Übersetzungskompetenz von einem in den anderenKontext. Dabei können Bilder enormhilfreich sein. Kleine Skizzen helfen mirauch als Windsurf-Lehrerin bei der Vermittlung von Theoriewissen.Lange Predigten haben mich eigentlichnie besonders interessiert und noch vielweniger, sie selbst zu halten. In jugendpastoralen Zusammenhängen, z. B. amLagerfeuer, waren auch immer eherkurze, präzise Antworten gefragt, wasmit diesem biblischen Bild oder jenerBotschaft Jesu eigentlich gemeint EL7
TITELTHEMA KIRCHE DIGITALVON DER ÜBERTRAGUNGZUR DIGITALEN FEIERBild: Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr bei der Bistumswallfahrt 2020 im Erfurter Dom St. Marien,by Peter Weidemann, Pfarrbirefservice.deGottesdienst auf neuen Wegen in und nach der Corona-Krise„Das Internet kann so viel mehr alsdas Fernsehen: Hier ist es möglich, dieEinbahnkommunikation einer reinenÜbertragung aufzubrechen, damit Gottesdienst nicht Konsum, sondern Kommunikation wird.”von Prof. Alexander Saberschinsky„Not lehrt beten“ – sagt man zumindest.Das gilt in gewisser Weise auch für dieCorona-Pandemie. Wir wissen zwar nicht,ob die Menschen in dieser Krise mehrgebetet haben, aber die Art und Weise wie gemeinsames Beten im Rahmendes Gottesdienstes gelingen kann, wennman sich nicht treffen darf, wurde weiterentwickelt. Die Corona-Pandemie hatdie Gemeinden und Gläubigen gelehrt,Wege zu gehen, die zuvor als zumindestunkonventionell galten, vielleicht sogarvon manchen als unwürdig bezeichnetworden wären. Die Rede ist vom Einsatzdigitaler Möglichkeiten als Medium desgemeinsamen Feierns.Schon beim ersten Lockdown 2020 reagierte man sehr spontan auf die Situation, dass gemeinsame Gottesdienste8untersagt wurden. So entstanden in vielen Gemeinden Streamingangebote. Washier mit „Bordmitteln“ im ersten Anlaufauf die Beine gestellt wurde, kann manvon außen betrachtet bisweilen auch mit„gut gemeint ist halt nicht gut gemacht“Teilnehmer sollten vonZuschauern zu Mitfeierndengemacht werdencharakterisieren, wurde aber von vielen Gemeindemitgliedern begrüßt, weilman auf diesem Wege virtuell in „seiner“Kirche mit „seinem“ Pastor Gottesdienstfeiern konnte. Die gefühlte Nähe und Verbundenheit wird dann wichtiger als dieprofessionelle Machweise. Doch dies sollte kein Polster sein, auf dem man sich ausruht. Denn wenn wir mit dem Konzil vomGottesdienst als Quelle und Höhepunktunseres kirchlichen Lebens sprechen,dann sollte uns dieser Bereich so wichtigsein, dass wir uns bei der Umsetzung – imgegebenen Rahmen – möglichst wenigUnprofessionalität leisten, d.h. möglichstnicht hinter die Sehgewohnheiten undStandards alltäglichen Kommunikationsverhaltens in den digitalen Medien zurückfallen.Doch schon das Streamen eines Gottesdienstes wurde von vielen als unkonventionell, wenn nicht sogar als grenzwertig
geist reich empfunden. Dabei ist das eigentlich ein„alter Hut“, wenn man an die sonntäglichen Gottesdienstübertragungen imZDF denkt. Das gemeinsame Anliegen istnämlich, denjenigen, die sich nicht versammeln können, die Mitfeier eines Gottesdienstes zu ermöglichen. Allerdingsmuss man zugestehen, dass für die Fernsehübertragungen von der KatholischenFernseharbeit inzwischen ein sehr anspruchsvolles Konzept zur sogenannten„mystagogischen Bildregie“ erarbeitetwurde, also zu einer Weise der Übertragung, die den Mitfeiernden zuhause inden Gottesdienst und was er feiert mithineinnimmt, um sie von Zuschauern zuMitfeiernden zu machen.Bild: Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr bei derBistumswallfahrt 2020 im Erfurter Dom St. Marien,by Peter Weidemann, Pfarrbirefservice.deDazu genügt es nicht, mit der Kameraeinfach „draufzuhalten“; vielmehr sollenEinstellungen, Schnitte, Kameraführungusw. das Eigentliche des Gottesdienstesandeuten und gewissermaßen das Unsichtbare indirekt sichtbar machen. Sicherkann eine Gemeinden nicht leisten, waseine ganze Senderanstalt stemmt, aberder Anspruch sollte doch leitend sein.HERBST/WINTER 2021Und dennoch: Egal wie professionelldie Übertragung bzw. das Streaminggemacht sind, sie bauen ganz auf deninneren Mitvollzug desjenigen zuhause.Tätige Teilnahme, die doch die Gottesdienstfeier prägen sollte, spielt sich dannmehr im Kopf und im Herzen ab; und dasfällt ohne die aktive Teilnahme schwerer.Doch gerade hier liegt die Chance bei derÜbertragung im Internet; denn das Internet kann so viel mehr als das Fernsehen:Hier ist es möglich, die Einbahnkommunikation einer reinen Übertragung aufzubrechen, damit Gottesdienst nicht Konsum, sondern Kommunikation wird. Umkonkrete Beispiele zu nennen: Fürbittenkönnen life von den Mitfeiernden übermittelt und gesammelt werden, aktuelleGebetsanliegen könnten still, aber sichtbar eingeblendet oder projiziert werden,sogar ein Bibelgespräch in Gruppen(Breakout-Sessions) wäre möglich, undein Mentimeter lässt sich sogar von denjenigen in der Kirchenbank und zuhausebestücken.Hier liegt ein großes Potential, dass dieMitfeier zuhause eine aktive und intensivere wird und darüber hinaus die Gemeinde in der Kirche und zuhause sichals eine Feiergemeinschaft erfährt – alsden Leib Christi, den sie in der Eucharistieempfangen und zu dem sie immer werden sollen.PROF. ALEXANDER SABERSCHINSKYReferent für Liturgie in der Hauptabteilung Seelsorge desErzbischöflichen Generalvikariats KölnLehrbeauftragter in Praktischer Theologie für Liturgiewissenschaftan der Bergischen Universität WuppertalLehrbeauftragter für Liturgiewissenschaftan der Phil. Theol. Hochschule St. Georgen Frankfurt9
KIRCHE WIRD DIGITAL?!Erfahrungen in Corona-Zeitenvon Stefan Klinkhammerwww.franziskus.koelnEs war ein ziemlicher Einschnitt: Sonntags in eine Kirche gehen und Gottesdienst feiern – Corona hat das im vergangenen Jahr vielerorts unmöglich gemacht. Ab Mitte März 2020 fanden auchin Lövenich, Weiden und Widdersdorfkeine Präsenz-Gottesdienste mehr statt.Als Alternative gab es Übertragungenim Radio, Fernsehen und Internet zumBeispiel aus dem Kölner Dom. Nach undnach haben auch einige andere Gemeinden innerhalb kürzester Zeit InternetÜbertragungen nicht-öffentlicher Feiernauf die Beine gestellt.Aber nicht nur bei Messfeiern gab es durchCorona einen „Digitalisierungs-Schub“:auch viele andere Angebote musstenumgestellt werden: Jugendverbände haben digitale Gruppenstunden angeboten, Pfarrgemeinderats-Sitzungen wurden per Video-Konferenz gehalten und10auch viele Beratungs-Angebote fandenonline statt.Was geschah bei uns? Mitten in der Pandemie hat Jugendreferent Marco Nobisseine neue Stelle in unserer Gemeindebegonnen. Da persönliche Treffen fastunmöglich waren, stellten digitale Angebote für ihn die einzige Möglichkeitdar, um mit Kindern und Jugendlichen inKontakt zu kommen. „Einfach einen Social Media Post und das lesen dann dochalle und melden sich!? – das war glaubich eher ein Wunschdenken eines Gemeindemitgliedes“, erzählt Marco Nobis.Trotzdem: die digitalen Angebote wurdenangenommen. „So waren die drei digitalen „Escape Rooms“ vor Weihnachten mitjeweils 10-12 Teilnehmenden randvoll besetzt, und auch die Fortführung der Messdienergruppenstunden in digitaler Formzunächst stärker besucht, auch, weil langekeine Treffen stattgefunden haben.“ Vielfach fehlte aber dann doch die Motivation. Nicht jedes digitale Angebot wurdegenutzt, in manchen Fällen gab es auchüberhaupt keine Rückmeldung.Komplett digital wurde auch der Adventskalender (Weihnachten 2020) gestaltet.Ein wichtiger Faktor dabei: Durch dieneue Homepage www.franziskus.koelnist es jetzt noch einfacher und schnellermöglich, die Informationen aktuell zu halten und zugänglich zu machen. Der voreinigen Wochen gestartete Newsletterermöglicht nun auch, sich über die aktuellen Neuigkeiten aus der Gemeinde aufdem Laufenden zu halten.Auch in den Gremien wurden die digitalen Möglichkeiten genutzt: Der Pfarrgemeinderat konnte sich via „Teams“ zurVideo-Konferenz regelmäßig treffen – dieHintergrund: Freepik.com TITELTHEMA KIRCHE DIGITAL
geist reich Angebot von Marco NobisErfahrungen der Mitglieder aus dem privaten und beruflichen Umfeld habendazu beigetragen, dass die Sitzungenauch weitgehend problemlos über dieBühne gehen konnten.Digitale Gottesdienste gab es natürlichauch in unserer Gemeinde. Die Kommunion 2020 wurde aus der Heilig-Geist-Kirche für die Familienmitglieder zuhauseübertragen. An Weihnachten wurden diebeiden Freiluft-Messen für Kleinkinderund Familien aus der „LöWi Arena“ in Widdersdorf mit großer Unterstützung desSV Lövenich/Widdersdorf ebenfalls perInternet übertragen. Für die Kommunionkinder gab es außerdem verschiedenekurze Videos mit Pastor Jürgen Hüntenund Pastoralreferent Hubert Schneider.Die digitale Entwicklung, auch in undrund um die Kirchen, wird weitergehen.Doch welche Angebote werden bleiben,was wird stärker, was wird weniger genutzt? Eine genaue Prognose ist natürlichkaum möglich. Fest steht: Digitale Möglichkeiten gibt es viele. Ob Video-Sprechstunden, Podcasts der Gemeinde,Video-Beratung in Notlagen, digitale Gremien-Sitzungen oder Gottesdienste undAndachten im Video-Stream. Der digitaleHERBST/WINTER 2021Instragram-Seite von Jugendreferent Marco Nobis (jugendreferent marco)Wandel bietet den enormen Vorteil, dasszum Beispiel Gremien-Sitzungen „maleben“ digital abgehalten werden, auchweil Anfahrtswege entfallen, was letztlichmehr Flexibilität für die Teilnehmendenbedeutet.Andererseits: Gerade dort, wo es aufden persönlichen Kontakt ankommt, können digitale Angebote vermutlich weniger punkten. Ein gutes Gespräch, eineUmarmung, tröstende Nähe, gemeinsames Singen und Beten, all das machtdas Gemeindeleben doch aus. Vielleichtwerden sich aber auch sogenannte Hybrid-Veranstaltungen stärker durchsetzen, also eine Mischung aus digitaler undVor-Ort-Teilnahme. Dieses Konzept lässtsich auch auf Gottesdienste übertragen,um gerade auch Gemeindemitglieder zuerreichen, die vielleicht nicht so mobilsind, aber trotzdem teilnehmen möchten.Eine entsprechende Infrastruktur ist dazunatürlich Voraussetzung.Viele stellen fest, dass gerade digital erstmal ein bisschen die Luft raus ist: So sagtauch Jugendreferent Marco Nobis: „Ich binfroh, nun mit analogen Angeboten einenrealen Kontakt zu den jungen Menschenaufbauen zu dürfen. Ich glaube wir müssen alle erstmal wieder an die frische Luft!“Anmeldung zum s/Ein Patent-Rezept für den richten Weggibt es nicht. Letztendlich muss probiertwerden, was für welche Situation geeignet ist und natürlich auch, welche Zielgruppen wie am besten angesprochenwerden.11
FAMILIE KINDERSEITENvon Tanja Bock-SchweizerAufruf: Schickt uns Eureliebsten Bibelbilder undGeschichten!Im Lockdown haben viele für sich oderfür ihre Klasse Bilder aus Steinen, Blumenoder Nudeln gelegt oder kleine Filme zuverschiedenen Themen gedreht. ZurKarnevalszeit, als die Züge ausfielen, gabes ganze Karnevalszüge aus Playmobilfiguren oder Kuscheltieren in Bildern oderVideos. Das geht auch sehr gut mit Bibelgeschichten.Bei Regenwetter oder wenn es mal wieder langweilig wird, baut, fotografiertoder filmt eine Bibelgeschichte. Einewird im nächsten geist.reich erscheinen,die anderen findet ihr auf derfranziskus.koeln Seite.www.franziskus.koeln12
geist reich HERBST/WINTER 2021von Tanja Bock-SchweizerDer Rosenkranz ist ein Gebet,das mit Hilfe einer Kette gebetetwird. Die Kette besteht aus einemKreuz und 59 großen und kleinenPerlen, die in einer bestimmtenReihenfolge aufgefädelt sind.Die Perlen sind in fünf Gruppenzu jeweils 10 kleinen Perlen undeiner großen Perle zusammengelegt, dazu noch ein Anhängsel mitdrei kleinen, einer großen Perleund dem Kreuz. Beim Kreuz be-tet man das Glaubensbekenntnis,dann bei der nächsten Perle „Ehresei dem Vater“ und „Vater unser“mit jeweils anderen Ergänzungen.Bei den Gruppen zu je 10 kleineren Perlen und einer großen betetman „Gegrüßet seist Du Maria“mit verschiedenen Einschübenbei der Zwischenperle. Diese Einschübe können, je nachdem, welche Station von Jesus Leben vonder Geburt bis zu Auferstehungbehandelt wird, anders sein.13
Bild:: Freepik.com AUS DER GEMEINDE SENDUNGSRAUM NEUE MITARBEITER BUCHTIPPSENDUNGSRAUMKÖLN-WESTSendungsraum der PfarreienSankt Franziskus und Sankt Stephanvon Pfarrer Jürgen Hünten„Zum 1. September 2021 bilden die Pfarrgemeinden Sankt Franziskus und SanktStephan einen Sendungsraum. Mit derVerabschiedung von Pfarrer ThomasIking aus Lindenthal stellte sich die Frage,wie Seelsorge auf Zukunft hin verlässlichhier im Kölner Westen möglich sein wird.An dieser Stelle möchte ich nicht nur aufden Mangel an Priestern und Seelsorgernund Seelsorgerinnen verweisen, sondernvor allem auf den Gläubigenmangel, deraktuell die pastorale Arbeit in Westeuropaerschwert. Als Antwort auf diese Herausforderung errichtet das Erzbistum Kölnaktuell das Modell des Sendungsraumes.rer, sondern auch alle pastoralen Dienste(Priester, Diakone, Gemeinde und Pastoralreferenten) werden für den Sendungsraumvom Erzbischof für die Seelsorge ernannt.Derzeit entstehen in unserem Erzbistumeinige Sendungsräume, wie in Brühl/Wesseling, im Kölner Norden (Worringen/Chorweiler) oder in Neuss. Die Kölner Innenstadt ist bereits ein Sendungsraum.Wir werden mit Hilfe einer externen Beratung versuchen, die ersten Schritte zugehen. Damit dieses Projekt gelingenkann benötigen wir ihre Unterstützungund bitten vorab um Verständnis, wennsich etwas Liebgewonnenes verändernwird oder Dinge nicht so funktionieren.Auch als Sendungsraumbleiben die Pfarreienweiter rechtlich selbständigDer Begriff „Sendungsraum“ umschreibtein Gebiet, für das es eine pfarreiübergreifende Zusammenarbeit und hauptamtliche Verantwortung gibt. Anders formuliert: ein Sendungsraum ist eine Seelsorgeeinheit, die aus mehreren selbstständigen Pfarreien besteht, in die einleitender Pfarrer gesandt ist und die erleitet.Wichtig: Es werden nicht die Pfarreienzusammengelegt oder fusioniert, sondern die Seelsorgeteams verstehen sichals Einheit! Die Pfarreien bleiben rechtlich selbständig mit Kirchenvorstand undPfarrgemeinderat.Zum Beispiel bin ich ab 1. Septembersowohl leitender Pfarrer hier für SanktFranziskus als auch für Sankt Stephan inLindenthal. Nicht nur der leitende Pfar-Im künftigen Sendungsraum Sankt Franziskus und Sankt Stephan sind dann rund24.000 Katholiken wohnhaft. Welche Konsequenzen und mögliche Veränderung14dies für die kommenden Monate undJahre haben wird, ist derzeit noch nichtabsehbar.Der Begriff „Sendungsraum“ umschreibt ein Gebiet, für das es eine pfarreiübergreifendeZusammenarbeitund hauptamtliche Verantwortunggibt. Anders formuliert: ein Sendungsraum ist eine Seelsorgeeinheit, die ausmehreren selbstständigen Pfarreienbesteht, in die ein leitender Pfarrer gesandt ist und die er leitet.
geist reich HERBST/WINTER 2021SANKT STEPHANUnser Partner im Sendungsraumvon Claudia FreyDie Gemeinde St. Stephan umfasst, grobvereinfacht, das Gebiet zwischen demDecksteiner Weiher im Westen, der Inneren Kanalstraße im Osten und der DürenerStraße im Norden. Im Süden wird es begrenzt von der Kerpener Straße und reichtaußerhalb des Gürtels bis zur Münstereifeler Straße. Mittelpunkt der Pfarrei ist diePfarrkirche St. Stephan in der BachemerStraße 104a mit dem Pfarrbüro in der Bachemer Straße 104 a, 50931 Köln. Danebengibt vier Filialkirchen: St. Albertus Magnus,Suitbert-Heimbach-Platz 9, St. Laurentius, An St. Laurentius 1, St. Thomas Morus,Decksteiner Straße 5, und das weit überLindenthal hinaus bekannte Krieler Dömchen, Suitbert-Heimbach-Platz 9.Bekannt ist die Gemeinde St. Stephannicht zuletzt durch ihr Engagement inder Kirchenmusik. Der Jugendchor St.Stephan unter Leitung von Michael Kokottbegleitet nicht nur Gottesdienste musikalisch, sondern gehört mit seinen Auftritten in der Kölner Oper, Philharmonie,Kölner Dom, RheinEnergie-Stadion undLanxess-Arena sowie TV-Auftritten undCD-Produktionen zu den erfolgreichstenkirchlichen Jugendchören Deutschlands.Die Pfarrei hat im August ihren lang
Druck: Buch- und Offsetdruckerei Häuser KG Venloer Straße 1271, 50829 Köln Erscheinungsweise: 2 x jährlich Auflage: 8.500 Redaktionsschluss für Ihre geist.reich-Beiträge der nächsten Ausgabe: 20.02.2022 Die nächste Ausgabe von geist.reich erscheint Ostern 2022 zu