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LEISTUNGENDiagnoseDiabetes Typ 1Das hkk-BehandlungsprogrammDiabetes mellitus Typ 11
ImpressumHerausgeber:hkk KrankenkasseVerlag:inside partnerVerlag und Agentur GmbHwww.inside-partner.deStand:Januar 2021Hinweis: Alle Informationen in dieser Broschüre wurdenmit großer Sorgfalt zusammengetragen. Eine Haftungkönnen Verlag und Redaktion jedoch nicht übernehmen.2
InhaltDiabetes mellitus Typ 14Mit Diabetes mellitus Typ 1 leben – Leitlinie für aktive Patienten9Mitten im Leben: Schule, Freizeit, Sport und Beruf12Das hkk-Behandlungsprogramm19Hilfreiche Adressen und Links21Literaturtipps223
Diabetes mellitus Typ 1DefinitionZahlen und FaktenBeim Diabetes mellitus Typ 1, umgangssprachlich auchZuckerkrankheit genannt, besteht ein Mangel an Insulin.Typ-1-Diabetiker sind deshalb lebenslang auf die Gabe vonInsulin angewiesen.In Deutschland sind ca. 372.000 Menschen vom Typ-1Dia betes betroffen (Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes2020). Dies sind etwa fünf Prozent aller Diabetiker. Die Er kran kung beginnt oft schon im Kindes-oder Jugendalter. Davonsind bis zu 32.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren.Der Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, wirdzu den sogenannten Stoffwechselerkrankungen gezählt.Er geht mit einer Erhöhung der Konzentration von Trauben zucker (Glukose) im Blut einher. Über das Insulin, ein Hormon,das in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet wird,re guliert der Körper seinen Glukosehaushalt. Glukose wirdvon sämtlichen Körperzellen als Energielieferant benötigt.Mithilfe des Insulins wird die Glukose aus dem Blut in dieZellen transportiert. Bei einer gestörten Regulation odereiner herabgesetzten Wirkung des Insulins verbleibt dieGlukose im Blut und schädigt langfristig die Blutgefäße.Man unterscheidet bei der Zuckerkrankheit den Typ-1vom Typ-2-Diabetes.Ursachen des Typ-1-DiabetesBei einem Autoimmunprozess richten sich Abwehrzellengegen körpereigenes Gewebe.Der Typ-1-Diabetes wird auch als „jugendlicher Diabetes“bezeichnet, weil die Erkrankung häufig bereits im Kindesoder Jugendalter beginnt. Bei dieser Erkrankungsform istdie Bauchspeicheldrüse nicht in der Lage, Insulin zu produzieren. Dies nennt man einen absoluten Insulinmangel.In einem solchen Fall muss dem Körper lebenslang Insulinzugeführt werden.Bei der Entstehung des Typ-1-Diabetes spielen in der RegelAutoimmunprozesse, also Reaktionen des Abwehrsystemsgegen den eigenen Körper, die entscheidende Rolle. Hierbeiwerden diejenigen Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört,die Insulin produzieren. Die Ursache für diese Autoimmun reaktion ist nicht ganz geklärt. Man hält vor allem Virus erkrankungen für den Auslöser, Umweltfaktoren werdenebenfalls diskutiert. Die Anlage, einen Typ-1-Diabetes zuentwickeln, wird teilweise vererbt.Anders verhält es sich beim Typ-2-Diabetes oder auch„Altersdiabetes“. Hier sprechen die Körperzellen vermindertauf das Insulin an. Dieser Zustand wird als Insulinresistenzbezeichnet.In Einzelfällen können auch seltene erworbene oder angeborene Erkrankungen einen Typ-1-Diabetes verursachen.Die Wirkung des Insulinsan der Zelle (hier amBeispiel einer Muskelzelle)InsulinrezeptorInsulinwirkungan der MuskelzelleKein Insulin vorhanden:Zucker kann nichtaufgenommen werden4Wie viele Diabetiker es insgesamt in Deutschland zurzeitgibt, ist sehr schwierig zu bestimmen. Man schätzt, dassmittlerweile ca. neun Millionen Menschen zuckerkrank sind.Die allermeisten von ihnen, über 95 Prozent, sind jedochTyp-2-Diabetiker, bei denen die Krankheit viele Jahre ohneerkennbare Zeichen verlaufen kann.ZuckermolekülInsulinInsulin vorhanden:Zucker kannaufgenommenwerden
KrankheitszeichenAbgeschlagenheit, übermäßiger Durst und die Ausscheidunggroßer Urinmengen können Zeichen eines Typ-1-Diabetessein.Charakteristisch für den Diabetes mellitus ist, dass dieGlukose aus dem Blut nicht in die Zellen aufgenommenwerden kann und dort als „Brennstoff“ fehlt. Krankheitszeichen, die sich hieraus ergeben können, sind Müdigkeit,Abgeschlagenheit und ein Gewichtsverlust.Zunächst versucht der Körper, die überschüssige Glukoseüber die Nieren wieder auszuscheiden. Die Betroffenenmüssen daher sehr häufig zur Toilette und scheiden dabeiviel Wasser aus. Dies wiederum löst ein gesteigertes Durst gefühl aus, um den Wassermangel auszugleichen. HäufigesWasserlassen bei großem Durst kann also ein erstes Zeicheneines Diabetes mellitus sein. Andere mögliche Krankheits zeichen der gestörten Stoffwechselprozesse sind Haut jucken sowie die Neigung zu Hautentzündungen undschlecht heilenden Wunden.Manchmal zeigt sich die Erkrankung auch auf dramatischere Weise. Sehr hohe Glukosespiegel bewirken danneine Stoff wechselentgleisung, die bis zur Bewusstlosigkeitführen kann. Man bezeichnet dies als e Glukosewerte, eventuell auch Ketonkörper im Urinund im Blut, weisen auf einen Typ-1-Diabetes hin.Wenn sich Anzeichen wie übermäßiger Durst, große Urin mengen, unklare Gewichtsabnahme und Mattigkeit zeigen,muss der behandelnde Arzt an einen bestehenden Diabetesmellitus denken. Auch das Auftreten einer hyperglykämischen Stoffwechselentgleisung (zu hoher Glukosespiegel)legt diesen Verdacht nahe. Üblicherweise wird der Arztdann als Erstes den Glukosegehalt des Blutes bestimmen.Eventuell werden anschließend noch zusätzliche Laborwerte bestimmt. Dazu zählt unter anderem der Nachweisvon sogenannten Ketonkörpern im Urin oder im Blut.Ketonkörper entstehen, wenn in der Körperzelle aufgrundder fehlenden Glukose Fett als Energieträger verbrauchtwird. Die Atemluft der Betroffenen hat dann den typischenAzetongeruch, der an vergärendes Obst oder Nagellackent ferner erinnert. In manchen Fällen können auch Übelkeit,Erbrechen und Kopfschmerzen bis hin zu Bewusstseins störungen auftreten.Medizinische InfoDie Diagnose Diabetes wird bei folgenden Glukose werten gestellt: der gemessene Wert liegt bei 7,0 mmol/l (Millimol proLiter), entspricht 126 mg/dl (Milligramm pro Dezi liter)oder darüber (beim nüchternen Patienten) oder der gemessene Wert liegt bei 11,1 mmol/l, entspricht200 mg/dl oder darüber (beim nicht nüchternenPatienten).Die geschilderten Krankheitszeichen, das eher junge Alterbeim Erstauftreten und gegebenenfalls erhobene Laborbefunde ermöglichen dem Arzt fast immer eine sichereUnterscheidung des Typ-1- vom Typ-2-Diabetes. Zur gene rellen Behandlungskontrolle beim Typ-1-Diabetes dientein weiterer Wert, der sogenannte HbA1c-Wert. Er ist das„Glukosegedächtnis“ des Körpers, denn er zeigt für denZeitraum mehrerer zurückliegender Wochen an, ob derGlukosewert im Normbereich lag oder erhöht war. DieserWert wird aus einer normalen Blutprobe bestimmt. Kontrolliert wird vierteljährlich, mindestens jedoch zweimaljährlich, auch bei Kindern und Jugendlichen.5
Folge-und Begleiterkrankungendes Diabetes mellitus Typ 1Bei der Zuckerkrankheit sind vor allem die Blutgefäßegefährdet. In ihnen bilden sich Ablagerungen, welche dieDurchblutung behindern. Herz, Augen, Nieren und Nervensind davon besonders betroffen.Zu Folgeerkrankungen kann es kommen, wenn der Diabetesmellitus nicht ausreichend behandelt wird, der Glukosespiegel also dauerhaft zu hoch ist. Besonders die großenund kleinen Blutgefäße werden durch die überschüssigeGlukose geschädigt. Mediziner sprechen dann von dersogenannten Makro- bzw. Mikroangiopathie. Alle Organedes Körpers können davon betroffen sein.Am Herzen führen Verengungen der Herzkranzarterien zursogenannten koronaren Herzkrankheit (KHK). Ihre wichtigsten Krankheitszeichen sind Schmerzen und Engegefühlim Brustkorb, die man als Angina pectoris bezeichnet. Dieam meisten gefürchtete Folge der koronaren Herzkrankheit ist der Herzinfarkt.Er tritt auf, wenn ein Herzkranzgefäß vollständig verschlossen ist und die zugehörige Herzmuskulatur nichtmehr durchblutet wird.Am Auge können die Blutgefäße der Netzhaut (Retina)von dem erhöhten Glukosespiegel geschädigt werden.Dabei verdicken sich die Gefäßwände und verlieren ihreDehnbarkeit. Dies führt zu kleinsten Verstopfungen, sogenannten Mikroaneurysmen.Die Netzhaut wird nicht mehr ausreichend durchblutet.Der Körper versucht die mangelnde Durchblutung auszugleichen, indem er neue kleine Gefäße bildet. Deren Wändesind jedoch sehr dünn und zerreißen leicht. Die Folge sindBlutungen in der Netzhaut.Anfangs ist das Sehvermögen kaum eingeschränkt. Späterjedoch, wenn die Schädigung fortschreitet, kann es imschlimmsten Fall zur Erblindung kommen. Der Diabetesmellitus ist bei uns die häufigste Ursache für eine Erblindungbei älteren Menschen. Wichtig ist deshalb ein frühzeitigesErkennen durch regelmäßige Untersuchungen beim Augen arzt. Denn rechtzeitig erkannt bestehen gute Chancen,das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.An den Füßen führt die Zuckerkrankheit zu Nervenschädi gungen mit Einschränkung der Schmerzwahrnehmung, diezur Folge haben, dass kleine Verletzungen nicht bemerktwerden. Da hier gleichzeitig auch die Durchblutung alsFolge des Diabetes eingeschränkt sein kann, heilen ent standene Wunden schwer ab. Man spricht von einem„diabetischen Fuß“. Im schlimmsten Fall bilden sich tiefeGeschwüre, die das Gewebe so schwer schädigen, dasseine Amputation unumgänglich ist.6Sind die kleinen Blutgefäße im Nierengewebe betroffen,ist die Niere nicht mehr in vollem Umfang leistungsfähig.Es entsteht die sogenannte diabetische Nephropathie. Inmanchen Fällen kann die Niere so schwer geschädigt sein,dass eine regelmäßige Blutreinigung durch eine künstlicheNiere (Dialyse) erforderlich wird. Dies betrifft jährlich etwa2.300 Diabetiker in Deutschland (Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2015).Durchblutungsstörungen im Gehirn aufgrund von diabe tischen Gefäßschäden können im Extremfall zu einemSchlaganfall führen.Neben der Gefährdung der Blutgefäße durch Ablagerungen haben Untersuchungen gezeigt, dass bei Diabetikernauch das Risiko höher ist, zusätzlich von sogenannten Autoimmunerkrankungen, wie z. B. einer bestimmten Formder Schilddrüsenunterfunktion oder einer Unverträglichkeit gegen Gluten, einem Eiweiß vieler Getreidesorten,(Zöliakie) betroffen zu sein (Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2020). Findet Ihr behandelnder Arzt Hinweise darauf, wird er gegebenenfalls weitere Untersuchungenveranlassen.Zum einen wird zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktionder sogenannte TSH-Wert bestimmt. TSH ist die Abkürzung für Thyreoidea (Schilddrüse)-stimulierendes Hormon. Dieses wird bei Bedarf ins Blut abgegeben, um dieHormonproduktion in der Schilddrüse anzuregen. Ist derTSH-Wert zu hoch, werden von der Schilddrüse nicht mehrausreichend Hormone produziert (Schilddrüsenunterfunktion) bzw. ist der TSH-Wert zu niedrig, werden zu vieleHormone produziert (Schilddrüsenüberfunktion).Weiterhin werden zum Nachweis der Unverträglichkeitgegen Gluten die sogenannten Transglutaminase-IgA-Antikörper bestimmt. Ein positiver Nachweis dieser Antikörper kann einen Hinweis auf eine Gluten-Unverträglichkeitdarstellen. Beide Werte werden ebenfalls aus einer normalen Blutprobe bestimmt. Bei Kindern und Jugendlichenwerden diese Untersuchungen auch ohne Hinweis auf eineErkrankung alle ein bis zwei Jahre durchgeführt. Ihr Arztwird bei Ihren regelmäßigen ärztlichen Untersuchungenauf die mögliche Entwicklung weiterer Autoimmunerkrankungen achten.Medizinische InfoEine Autoimmunerkrankung ist eine Überfunktion desImmunsystems, bei der das Immunsystem körpereigeneStoffe (z. B. bestimmte Zellen oder Gewebe) als Fremdkörper erkennt und in dessen Folge Abwehrzellen gegendiese körpereigenen Stoffe bildet.
Die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1Die einzig wirksame und lebensrettende Behandlung beimTyp-1-Diabetes ist die regelmäßige Gabe von Insulin, welches unter die Haut gespritzt werden muss.Insulin ist ein Eiweißhormon, eine Substanz, die im Magensofort durch die Säure zerstört und damit wirkungsloswird. Deshalb kann man Insulin nicht in Tablettenformeinnehmen, sondern muss es unter die Haut spritzen. Vondort aus kann es dann in die Blutbahn übergehen.Es gibt zwei Arten von Insulinen. Insulin, das in einemgentechnischen Verfahren von Bakterien produziert wird,bezeichnet man als Human-Insulin. Es entsteht in dergleichen Form, die auch die gesunde menschliche Bauchspeicheldrüse ausschüttet. Durch den Zusatz bestimmterStoffe kann erreicht werden, dass das Insulin seine Wirkungim Körper nicht sofort, sondern verzögert über viele Stunden entfaltet.Von Human-Insulin weiß man aus Langzeituntersuchungen, dass es geeignet ist, das Risiko von Folgeschäden desDiabetes zu verringern.Eine weitere Form des Insulins sind die synthetisch hergestellten sogenannten Insulin-Analoga. Sie sollen in ihrerWirkweise dem natürlichen Insulin sehr nahe kommen. FürInsulin-Analoga ist bewiesen, dass sie sicherer, schnellerwirksam und auch besser steuerbar sind.Die Auswahl des Insulins wird durch das Programm nichtstarr vorgeschrieben. Möglicherweise sind Sie ja bereitslange Diabetiker und haben gute Erfahrungen mit Ihrerbisherigen Behandlung gemacht. Als Patient können Sieaktiv mitentscheiden, mit welchem Insulin Sie am bestenzurechtkommen.Je nach Rhythmus und Bedingungen der Insulinzufuhrunterscheidet man verschiedene Varianten der Insulinbehandlung.Intensivierte Insulintherapie (ICT)Bei der intensivierten Insulintherapie wird meist morgens und abends eine feste Menge verzögert wirkenden Insulinsgespritzt, um eine Grundversorgung mit Insulin zu gewährleisten.Direkt zu den Mahlzeiten wird zusätzlich schnell wirksamesInsulin gespritzt. Die jeweils erforderliche Dosis wird anhanddes Glukosespiegels und der geplanten Mahlzeit berechnet.7
Diese Vorgehensweise simuliert bestmöglich die natürlicheInsulinausschüttung durch die Bauchspeicheldrüse. So kannman den Tagesablauf und die Mahlzeiten sehr flexibelgestalten.Voraussetzung für diese Behandlungsform sind mehrere Glukosemessungen pro Tag, wenn möglich auch eine Doku mentation in einem „Diabetes-Tagebuch“.Kontinuierliche subkutane Insulininfusion (CSII,Insulinpumpentherapie)Die Insulinpumpe ist eine Art elektronische Dauerspritze.Sie ist kaum größer als eine Kreditkarte, wiegt etwa 100Gramm und wird zum Beispiel am Gürtel befestigt. Übereine Nadel wird mit einer Pumpe (batteriebetrieben odermit Akku) in kleinen Mengen schnell wirksames Insulinunter die Haut transportiert. Die Nadel kann mehrere Tagein der Haut liegen bleiben und stört üblicherweise nicht.Sie kann bei Bedarf unkompliziert gewechselt werden.BehandlungszieleDas Behandlungsziel des hkk Behandlungsprogramms istganz klar: trotz Diabetes mellitus Typ 1 so viel Lebensqualität wie möglich. Und das in jedem Alter.Medizinische InfoIntensivierte Insulintherapie auch bei Kindernund JugendlichenMit der intensivierten Insulintherapie sollte bei Kindernund Jugendlichen begonnen werden, sobald das für dieFamilie und die Kinder möglich ist. Bei sehr jungen Kindern oder Jugendlichen mit besonderen Problemen kanndie intensivierte Insulintherapie mit einer InsulinpumpeVorteile haben.Im Rahmen des hkk-Behandlungsprogramms wird derArzt für jedes Kind und jeden Jugendlichen die Insulintherapie individuell zuschneiden und regelmäßig anpassen. So sollen eine gute Stoffwechselkontrolle erreichtund insbesondere schwere Unterzuckerungen vermiedenwerden.Durch die Behandlung soll der Glukosewert möglichst immerin einem Bereich liegen, wie er auch bei Gesunden üblichist. Auf diese Weise können drei Dinge erreicht werden: Verhinderung von akuten Stoffwechselentgleisungendurch zu niedrige oder zu hohe Glukosewerte, deutlich verringerte Gefahr von Spätfolgen des Diabetesund eine Verbesserung der Lebensqualität für Sie als Patienten.8PatienteninfoKinder und Jugendliche – gut integriert trotz DiabetesPrinzipiell gelten die genannten Behandlungsziele für Typ-1Diabetiker jeden Alters. Bei der Behandlung von Kindernund Jugendlichen liegen jedoch besondere Bedingungenvor. Kinder sind noch nicht ausgewachsen, sie entwickelnsich noch und ihr Organismus befindet sich gewissermaßen ständig im Wachstum und Umbau. Im Rahmen deshkk-Behandlungsprogramms wird dies bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetesbesonders bedacht.Ein weiteres wichtiges Behandlungsziel ist eine gute sozialeIntegration der Kinder. Sie sollen sich nicht als Außenseiter fühlen, die an den Aktivitäten ihrer Altersgenossennicht teilnehmen können. Dies gelingt am besten, wennsie ab einem bestimmten Alter lernen, so selbstständigwie möglich mit ihrem Diabetes umzugehen. In diesenProzess soll auch die Familie einbezogen werden.Das hkk-Behandlungsprogramm sieht daher vor, dass diebeteiligten Ärzte auch auf die seelische Situation der Kinder und ihrer Familien eingehen und frühzeitig unterstützende Maßnahmen einleiten, wenn Hilfe zur Bewältigungder besonderen Belastung benötigt wird.Wenn Sie schwanger sind oder sich ein Baby wünschenDiabetikerinnen, die ein Baby bekommen wollen, werdendurch das hkk-Behandlungsprogramm besonders intensivbetreut, um Schwangerschaft und Geburt für Mutter undKind so sicher wie möglich zu machen.Bei Diabetikerinnen, die sich ein Baby wünschen, müssendie behandelnden Ärzte „für zwei” denken. EventuelleRisiken für Schwangerschaft, Geburt und die Entwicklungdes Kindes sollen so gering wie möglich gehalten werden.Dies gelingt am besten durch eine echte „Schwangerschaftsvorsorge”, die in diesem Fall bedeutet, dass der Glukosespiegel der Mutter bereits eine Weile vor der Empfängnisoptimal eingestellt ist. Bei medizinischen Auffälligkeitenoder schwankenden Blutglukosewerten kann Ihnen Ihr Arztzur besseren Kontrolle Ihres Glukosespiegels auch ein sogenanntes Real-Time-Messgerät, kurz rtCGM, empfehlen.Ebenso wichtig ist die ausreichende Versorgung mit demVitamin Folsäure. Ihr Arzt wird Sie darüber informieren undgegebenenfalls eine Einnahme von Folsäure empfehlen.Wenn Sie als Diabetikerin ein Baby bekommen wollen, istes wichtig, diese Planung nicht allein dem Zufall zu über lassen, sondern sich verantwortungsbewusst daraufvor zu bereiten.Während der Schwangerschaft werden Sie im Rahmen deshkk-Behandlungsprogramms dann besonders intensiv betreut. Daran sind Spezialisten aus mehreren Fachgebietenbeteiligt, um Ihnen eine unbeschwerte Schwangerschaftund Ihrem Baby einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
Mit Diabetes mellitus Typ 1 leben –Leitlinie für aktive PatientenPatienten als Manager ihrer GesundheitAktive Patienten kontrollieren selbst ihren Stoffwechsel,indem sie den Glukosewert bestimmen. Dies geschieht inder Regel über eine regelmäßige Bestimmung des Glukose wertes im Blut. Bei Patienten, die eine intensivierte Insulin therapie erhalten und darin geschult sind und bei denentrotzdem die zwischen ihm und seinem Arzt vereinbartenTherapieziele zu den Stoffwechselwerten nicht erreichtwerden, kann auch das sogenannte Real-Time-Monitoring,kurz rtCGM, zum Einsatz kommen. Hierbei wird der Glukose werte kontinuierlich über eine unter der Haut liegendeMesssonde in den Gewebezwischenräumen gemessen. DerWert wird über einen auf der Haut liegenden Sensor an dasMessgerät übermittelt. Bei Über- oder Unterschreitung vonGrenzwerten gibt das Gerät einen Alarm ab.Mit Ihrem Körper und Ihrer Erkrankung sollten Sie selbstebenso wie Ihre behandelnden Ärzte gut vertraut sein. Aufdiese Weise können Sie gemeinsam Ihren Glukosespiegeloptimal einstellen und Spätschäden verhindern. Eine wichtige Maßnahme dazu ist die Bestimmung des Glukosewertes. Wenn Sie Insulin spritzen, sollten Sie regelmäßig denGlukosewert selbst bestimmen. Was Sie tun müssen, wenndie dabei gemessenen Werte zu hoch oder zu niedrig sind,hängt davon ab, wie Ihr Diabetes behandelt wird. Ihr Arztwird Ihnen genaue Maßnahmen für diese Situationen er klären. Je mehr Sie die Kontrolle über Ihren Glukosespiegelin die Hand nehmen oder auf Zeichen von Komplikationenselbst achten, desto mehr Freiheit und Flexibilität gewinnenSie in Ihrem täglichen Tagesablauf oder auch auf Reisen.Früh übt sich – wie junge Patienten ihren Diabetesim Griff habenAb einem bestimmten Alter sind auch Kinder in der Lage,ihren Glukosewert zu kontrollieren und sich Insulin zuspritzen. Wer einmal erlebt hat, wie souverän bereits Vor schul kin der ihren Glukosewert bestimmen oder sich Insulinspritzen lassen, ist als Erwachsener wahrscheinlich sehrbeeindruckt. Für die betroffenen Kinder gehören dieseHandlungen im Idealfall jedoch zum normalen Alltag. Obwohldie allermeisten Kinder verständlicherweise Angst vorSpritzen haben, tolerieren sie die notwendigen Insulingabenund auch die Glukosemessung nach einer Weile recht gut.Dies liegt vor allem daran, dass zum Spritzen von InsulinKanülen verwendet werden, die extrem dünn und meist nurwenige Millimeter lang sind. Ihre Verwendung ist nahezuschmerzfrei im Verhältnis zu den Nadeln, die beispielsweisezum Verabreichen von Impfungen verwendet werden. Abeinem bestimmten Alter können Kinder in Schulungenerlernen, wie sie sich das Insulin selbst verabreichen.9
Das hkk-Behandlungsprogramm für Kinder –Hilfe auch in schwierigen Situationennach der Schule zum Spielen verabreden, an Klassenreisenteilnehmen oder Sport treiben wie alle anderen auch.Die Sorge um ein zuckerkrankes Kind kann Familienmanchmal stark belasten. Das hkk-Behandlungsprogrammenthält deswegen auch Angebote zur Unterstützungdurch erfahrene Spezialisten.Bei einem neu festgestellten Diabetes Ihres Kindes werdenSie als Eltern lernen, auf Zeichen der Über- oder Unterzuckerung zu achten. Regen Sie Ihr Kind an, dann den Glukosewert zu bestimmen und entsprechende Maßnahmen zurEinstellung des Glukosespiegels durchzuführen. Selbstverständlich ist natürlich auch, dass Betreuer im Kindergartenoder die Lehrer Ihres Kindes über dessen Diabetes informiert werden müssen, damit sie es verstehen und ihm inNotfällen helfen können.Bei der Behandlung junger Diabetiker müssen Ärzte undBetreuer oftmals Kompromisse eingehen. Auf der einenSeite soll das Kind vor Folgeschäden des Diabetes sowie vorUnterzuckerungen durch die Behandlung geschützt werden.Andererseits ist es ein Grundbedürfnis von Kindern undJugendlichen, an allen Aktivitäten Gleichaltriger teilzuneh men. Um diesen „Spagat” zu bewältigen, gibt das hkk-Behandlungsprogramm zahlreiche Hilfestellungen, beispielsweise in Form von altersgerechten Schulungsprogrammen.Eine besondere Klippe, die es zu umschiffen gilt, ist die Zeitder Pubertät. Genau wie andere Jugendliche wollen auchjunge Diabetiker hier vieles ausprobieren und setzen denRatschlägen Erwachsener oft Widerstand entgegen. Auchdie Notwendigkeit, zur Glukoseeinstellung ein hohes Maßan Disziplin aufzubringen, kann auf Ablehnung stoßen.Insbesondere das Experimentieren mit Alkohol oder Zigaretten stellt für Diabetiker eine besondere Gefahr dar.Scheuen Sie sich als Eltern nicht, den Arzt Ihres Kindes aufsolche Probleme anzusprechen, und lassen Sie sich Unterstützung von erfahrenen Fachleuten geben. Auch dies istein Bestandteil, der im hkk-Behandlungsprogramm für dieBehandlung von Kindern und Jugendlichen ausdrücklichvorgesehen ist.Was Eltern beachten müssenDie selbstständige Einstellung des Glukosespiegels muss vonKindern stufenweise erlernt werden. Am Anfang solltenaber auch Eltern und Lehrer Warnzeichen von Stoffwechselkomplikationen erkennen und entsprechend handeln.Die Mitteilung, dass ihr Kind Diabetiker ist, trifft Elternverständlicherweise zunächst schwer. Die Sorge, sich abnun rund um die Uhr um die Stoffwechseleinstellung desKindes kümmern zu müssen, stellt eine hohe psychischeund zeitliche Belastung für Eltern dar. Auch Geschwisterdes betroffenen Kindes können darunter leiden, da dieseszunächst ein Maximum an Aufmerksamkeit erhält und sieselbst permanent Rücksicht nehmen müssen.Dauerhaft tun Sie Ihrem Kind wahrscheinlich keinen Gefallen,wenn Sie es rund um die Uhr „überwachen”. Schrittweiseund altersgemäß muss es lernen, seine Glukosesituationselbst einzuschätzen, und es muss auch wissen, was dannzu tun ist. Junge Kinder sind damit am Anfang verständlicherweise überfordert und benötigen Ihre Hilfe. Mit zu- nehmendem Alter aber werden die Kinder merken, dass einaktives Mitwirken an der Messung des Glukosewertes undder Insulindosierung ihnen ermöglicht, ein Leben zu führen,welches dem ihrer Freunde entspricht: Sie können sich10Warum Schulung so wichtig ist – auch für ElternDer Diabetes ist eine Erkrankung, die viel Eigeninitiativeund Mitarbeit von Ihnen erfordert. Das notwendige Hintergrundwissen dazu erwerben Sie in Schulungen. Solchegibt es altersgemäß auch für Kinder und deren Eltern.Je besser Sie informiert sind, desto stärker können SieEinfluss auf den Verlauf Ihrer Erkrankung nehmen – unddesto aktiver und eigenständiger werden Sie Ihren Alltaggestalten können. Jedem Diabetiker steht im Rahmen deshkk-Behandlungsprogramms entsprechend dem eigenenVorwissen eine passende Schulung zur Verfügung.Als insulinpflichtiger Diabetiker werden Sie in der Schulungüber Insuline und die richtige Spritztechnik informiert. Sieerfahren in mehreren Doppelstunden, wie Sie den Glukose wert selbst bestimmen und wie Sie Stoffwechselentgleisun gen erkennen und behandeln. Weitere Themen sind dierichtige Ernährung und der Einfluss von Sport auf den Glu ko se spiegel. Außerdem werden Tipps zur Fußpflege gegeben,die Ihnen helfen, das diabetische Fußsyndrom zu verhindern.Diabetikern mit Bluthochdruck werden zusätzliche Schulungen angeboten. Dort lernen Sie, wie Sie selbst IhrenBlutdruck messen können und welche wirksamen Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Zusätzlich erfahren Sie,wie Sie durch Ihren Lebens- und vor allem Ernährungsstilhelfen können, Ihren Blutdruck zu senken.PatienteninfoSchulungen für Kinder und ihre FamilienSchulungen zum Thema Diabetes müssen sehr genau aufdie Bedürfnisse und Vorkenntnisse der Betroffeneneingehen.Es versteht sich von selbst, dass Kinder verschiedenen Altersdabei anders angesprochen werden müssen als Erwachsene.Das hkk-Behandlungsprogramm trägt dieser TatsacheRechnung, indem für Kinder und Jugendliche spezielleSchulungen angeboten werden, die den Entwicklungsstanddieser jungen Patienten berücksichtigen. Auch die Elternoder Sorgeberechtigten sollen an solchen Schulungenteilnehmen, da sie eine wichtige Funktion bei der Behandlungsunterstützung haben, bis die Kinder gelernt haben,selbstständig ihren Alltag mit Diabetes zu meistern.
Ernährung bei Diabetes: Gesund für die ganze FamilieUm sich als Diabetiker gesund zu ernähren, sind keine speziellen Produkte oder gar eine „Schonkost“ erforderlich.Von einer bei Diabetes optimalen, ausgewogenen Nahrungszusammensetzung profitiert die ganze Familie.Bei der Ernährung von Diabetikern gilt die größte Aufmerksamkeit zunächst Art und Menge der Kohlenhydrate.Dies sind die Stoffe, die bei der Verdauung schließlich zuGlukose abgebaut werden und so die Höhe des Glukosespiegels bestimmen.Es ist ein Irrtum, dass Diabetiker möglichst wenige Kohlen hydrate essen sollen, denn die Zellen benötigen die Glukoseals Energielieferanten. Wichtig ist jedoch, dass Menge undArt der aufgenommenen Kohlenhydrate und die Insulin dosis aufeinander abgestimmt werden. Einige Kohlenhydrate werden schnell und leicht abgebaut und führen zueinem raschen Anstieg des Glukosespiegels. Hierzu zählenbei spiels weise Weißmehlprodukte und Fabrikzucker. ImGe gen satz dazu führen Vollkornprodukte und Gemüse zueinem eher langsamen und gleichmäßigen Anstieg desGlukosespiegels. Mit der Zeit und durch Erfahrung lernenDiabetiker jeden Alters, welche Auswirkung welches Nahrungsmittel auf den Glukosespiegel hat.Ein weiterer wichtiger Nahrungsbestandteil sind Fette. Diemeisten Menschen hierzulande essen zu fettreich. Dabeiist Fett nicht gleich Fett. Grundsätzlich sind sogenannteungesättigte Fettsäuren für die Blutfettzusammensetzunggünstiger als gesättigte. Ungesättigte Fettsäuren sindwichtige Bestandteile pflanzlicher Fette und zum Beispielin Ölen oder Nüssen enthalten. Aber auch Seefisch enthälteine günstige Menge an ungesättigten Fettsäuren.Verwenden Sie für Salate Öle mit vielen ungesättigtenFettsäuren (z.B. Olivenöl, Rapsöl und Distelöl).Zum Braten ist Sonnenblumenöl geeignet. Nehmen Siezweimal pro Woche Hochseefisch auf den Speiseplan.HinweisIm Buchhandel liegen inzwischen zahlreiche Ernährungsund Kochbücher für Diabetiker vor, die Ihnen Hilfestellungzur gesunden Ernährung geben können. Auch in derSchulung im hkk-Behandlungsprogramm werden Sie überdie richtige Ernährung informiert.Gesättigte Fettsäuren finden sich hingegen vor allem intierischen Lebensmitteln wie Fleisch oder einigen Milchprodukten. Wählen Sie statt fetter Wurst und fettemKäse lieber fettarme Sorten: beispielsweise Schinken stattLeberwurst oder Harzer Käse statt Doppelrahm-Camembert. Kleinere Portionen helfen ebenfalls, die Fettmengezu reduzieren.All diese Ratschläge bedeuten keineswegs, dass für dasan Diabetes erkrankte Familienmitglied extra gekochtwerden muss. Im Gegenteil: Von einer Ernährung, die dieseGrundsätze beherzigt, profitiert die ganze Familie, dennsie beugt Übergewicht und seinen zahlreichen Folge erkrankungen vor.Auf Alkohol müssen Sie als Diabetiker nicht völlig verzichten. Die tägliche Menge sollte allerdings 10 Gramm reinenAlkohol bei Frauen und 20 Gramm bei Männern nichtüberschreiten. Zur Orientierung: ½ Liter Bier, ¼ Liter Weinoder drei Gläser (je 2 Zentiliter) Schnaps enthalten etwa20 Gramm reinen Alkohols.Trinken Sie den Alkohol am besten zu einer Mahlzeit. Aufdiese Weise verringern Sie das Risiko einer plötzlichenUnterzuckerung.11
Mitten im Leben: Schule, Freizeit, Sport und BerufSport treiben als Diabetiker:Was geht und worauf man achten mussAlle Diabetiker profitieren von regelmäßigem Sport invielfacher Hinsicht. Nahrungsaufnahme und Insulindosismüssen jedoch auf die gesteigerte körperliche Aktivitätabgestimmt werden.Man weiß, dass bei Diabetikern regelmäßige Bewegungdazu führt, dass Glukose leichter vom Blut in die Körperzellen aufgenommen wird. Der Insulinbedarf kann auf dieseWeise also absinken. Grundsätzlich sind für Diabetiker vorallem diejenigen Sportarten geeignet, die das Herz-Kreislauf-System und die Atmung besonders trainieren. Hierzugehören an erster Stelle Ausd
der sogenannte TSH-Wert bestimmt. TSH ist die Abkür-zung für Thyreoidea (Schilddrüse)-stimulierendes Hor-mon. Dieses wird bei Bedarf ins Blut abgegeben, um die Hormonproduktion in der Schilddrüse anzuregen. Ist der TSH-Wert zu hoch, werden von der Schilddrüse nicht me