Transcription

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSusanne ZitzlKartenlegenSeite 1

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 2

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 3Susanne ZitzlKartenlegenWie Sie Spielkartenrichtig deutenKAILASH

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 4Verwendung der Kartenbilder mit freundlicher Genehmigungder Spielkartenfabrik Altenburg GmbH, 2008 ASS AltenburgerBibliografische Information der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internetunter http://dnb.ddb.de abrufbar. Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2008Alle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: Weiss/Zembsch/Partner:Werkstatt/MünchenSatz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, GermeringDruck: Pustet, RegensburgPrinted in GermanyISBN 978-3-7205-6037-5

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 5InhaltVorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Eine kurze Geschichte der Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Von der Vergangenheit der Spielkarten bis heute . . . . 9Aufbau der Spielkarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Moderne Kartenspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Der praktische Umgang mit den Spielkarten . . . . . . . . . 16Wahrsagerei gestern – Kartenbefragung heute . . . . . . 16Die Symbolik der Spielkarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Die Elemente (»Farben«) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Die Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Hofkarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Die Bedeutung der einzelnen Karten und ihreGrundbedeutung in Zusammenhang mit denanderen Karten der Großen Tafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Kreuz Ass – Die Gabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Kreuz König – Vaterfigur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Kreuz Dame – Mutterfigur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38Kreuz Bube – Familienbande . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Kreuz 10 – Sich auf den Weg machen . . . . . . . . . . . 46Kreuz 9 – Vorteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50Kreuz 8 – Wagnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54Kreuz 7 – Nachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58Herz Ass – Privatsphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62Herz König – Männliche Hauptperson . . . . . . . . . . 66Herz Dame – Weibliche Hauptperson . . . . . . . . . . 72Herz Bube – Die kleine Liebe . . . . . . . . . . . . . . . . . 78Herz 10 – Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82Herz 9 – Wunsch, Erfüllung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86Herz 8 – Große Liebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90Herz 7 – Heiterkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94Pik Ass – Verlust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98Pik König – Kompetenzträger . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

Zitzl-Kartenlegen.qxd608.01.200815:29 UhrSeite 6InhaltPik Dame – »Dunkle« Dame . . . . . . . . . . . . . . . . .Pik Bube – Unreife . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Pik 10 – Horizont und Ferne . . . . . . . . . . . . . . . . . .Pik 9 – Traurigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Pik 8 – Ärger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Pik 7 – Instabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Karo Ass – Beruf und Berufung . . . . . . . . . . . . . . . .Karo König – Älterer Bruder, Berater . . . . . . . . . . .Karo Dame – Schwester, Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . .Karo Bube – Jüngerer Bruder, Schriftstück . . . . . . .Karo 10 – Wohlstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Karo 9 – Die Gunst des Augenblicks . . . . . . . . . . .Karo 8 – Bekommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Karo 7 – Aufbauarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die innere Welt der Karten – der Zusammenhangder Karten untereinander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Asse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Reihe der Könige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Reihe der Damen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Reihe der Buben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Reihe der Zehner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Reihe der Neuner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Reihe der Achter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Reihe der Siebener . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Aufbau und Deutung der Großen Tafel . . . . . . . . . . .Praxis – Erste Legungen mit Deutungsbeispielen . . . . .Das Ziehen einer Einzelkarte . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die kleine Legung bestehend aus((mit)) 3 Karten . . .Die Große Tafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Über die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64165166167168169170171181181183185192

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 7VorwortViele Kartenorakel, besonders der Tarot, haben in den letztenJahrzehnten eine Metamorphose und Modernisierung erlebt,indem man ihr psychologisches Potenzial erkannt und sie ausder Ecke der Obskuren hervorgeholt hat.Dieses Glück ist den Spielkarten leider nicht zuteil geworden – ihnen haftet noch immer der Geruch des Zweifelhaftenund Ominösen an, auch wenn man sie getrost als Verwandteersten Grades des Tarot bezeichnen kann und einige Kartenleger mit ihnen arbeiten. Sie werden immer noch oftmals als einBuch mit sieben Siegeln angesehen. Ihnen wird nachgesagt,sich einer Sprache zu bedienen, die etwas Fatalistisches hat.Tatsächlich bergen die Spielkarten ein Potenzial, vieles aufder Ereignisebene zu spiegeln, was aber nicht heißt, dass mansie nicht als potenziellen Berater, der Einblick in unser Unterbewusstsein gewährt, verwenden sollte. Die Intention dieses Buches ist es, die oft missverstandenen und mitunterleicht verwaisten Karten aus der Nische der Jahrmarktswahrsagerei hervorzuholen und ihnen die Chance zu geben, ihreigentliches Wesen zu offenbaren. Hat man ihnen einmal dieMöglichkeit eingeräumt, sich in ihrer eigenen (Symbol-)Sprache verständlich zu machen, können die Spielkarten den Ratsuchenden ganze Geschichten erzählen, die einem Abenteuer gleichen. Dieses Buch soll Ihnen die allgemeingültigenGrundbedeutungen und die nötigen Einblicke dazu gewähren. Bitte beachten Sie, dass dieses Buch dabei jedoch keinenArzt oder Psychologen ersetzen kann.Mein größter Dank gehört all den Menschen und Wesen,die mich während des Schreibens dieses Buches begleitet und

Zitzl-Kartenlegen.qxd808.01.200815:29 UhrSeite 8Vorwortunterstützt haben, allen voran meinem Mann und meinenKatzen, besonders den Katern Barbarossa und Topolino, diestets zugegen waren und deshalb auch als Co-Autorenerwähnt werden dürfen.Susanne ZitzlIngolstadt, im November 2007

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 9Eine kurze Geschichte der KartenVon der Vergangenheit der Spielkarten bis heuteSpielkarten kennt jeder. In unserer modernen Welt finden sieauf verschiedene Art und Weise Verwendung: Als Gesellschaftsspiel zum Zeitvertreib, als Glücksspiel, bei dem es umBares geht, als Unterhaltung durch Wahrsagerei auf mittelalterlichen Märkten oder als modernes Instrument der psychologischen Selbsterkenntnis.Doch woher kommen diese Karten, die offenbar etwasZeitloses und gleichzeitig etwas Altertümliches haben? Werhat diese Karten, die optisch ein wenig variieren können, aberstets den gleichen Aufbau und die gleiche Struktur haben, erfunden oder entdeckt? Fragen, die sowohl Historiker als auchdie so genannten Kartenforscher aus Leidenschaft bis heutenicht genau beantworten können.Niemand weiß also genau, wann die Karten das erste Malauftauchten, geschweige denn, wie sie entstanden sind. Dementsprechend kurz und nüchtern ist – bis auf ein paar Anekdoten – auch die Geschichte der Karten. Im 14. Jahrhundertwurden in Europa die Spielkarten erstmals meist in Verbotenerwähnt. In Regensburg beispielsweise fanden Karten um1380 herum Erwähnung in einem konkreten Verbot durch dieKirche. Etwa um die gleiche Zeit wurden sowohl in Florenzals auch in der Provinz Viterbo in der Region Latium Kartenspiele, die »Naibi«, »Naibbe« oder »Naih« genannt wurden,verboten. Es dürfte sich hier um die gleichen Karten handeln,von denen der italienische Autor Covelluzzo 1379 feststellte,dass sie aus dem »Land der Sarazenen« kommen (mit den

Zitzl-Kartenlegen.qxd1008.01.200815:29 UhrSeite 10Eine kurze Geschichte der Karten»Sarazenen waren für die Europäer damals ausländisch aussehende Menschen gemeint, besonders die Araber). Diese Begriffe haben sich übrigens bis heute im Italienischen (»Naibi«)bzw. Spanischen (»Naipes«) erhalten und bedeuten »Spielkarte«, wobei das spanische Wort »napia« gleichermaßen mit»gezinkt« übersetzt werden kann. Ungewöhnlich ist außerdem, dass das »ai« dabei scharf getrennt gesprochen wird, wasfür die romanischen Sprachen eigentlich untypisch ist. DiesesPhänomen weist darauf hin, dass es sich hier um ein aus eineranderen Sprache übernommenes Wort handelt.Fast gleichzeitig sind in Brüssel, Nürnberg, Paris, St. Gallen und Frankfurt Kartenverbote erlassen worden; nicht zuvergessen ist dabei, dass die Karten in erster Linie nicht ausGründen der Wahrsagerei verboten wurden, sondern wegendes Spieles: So soll es keine Seltenheit gewesen sein, dass sichmanche Familienväter aufgrund des Kartenspiels, bei dem esum viel Geld ging, hoch verschuldet haben und sich so in denfinanziellen Ruin gebracht haben, und dieser gefährlichenSpielsucht wollte man einen Riegel vorschieben.In der Flut an dokumentierten Untersagungen gibt es aberauch durchaus einige positive Aufzeichnungen, die dafürsprechen, dass die Karten – zumindest teilweise – legitim waren oder Akzeptanz fanden: So soll man in Italien versuchthaben, die verstärkte Einfuhr von Karten aus Deutschlandeinzuschränken und zu unterbinden, um sich keine ausländische Konkurrenz zu schaffen. Ferner sollen Aufzeichnungenaus dem 15. Jahrhundert existieren, die belegen, dass damalserstmals Karten von Deutschland nach England exportiertwurden. Des Weiteren soll in Frankfurt um 1390 zum erstenMal der Beruf »Kartenmacher« – also die Hersteller der Karten – Erwähnung gefunden haben, während in Spanien Endedes 15. Jahrhunderts die Innung der Kartenmacher (»Naiperii«) erstmals erwähnt wird. »Kartenmacher« sind als dieAhnen der heutigen Verleger und Spielkartenproduzenten zu

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 11Von der Vergangenheit der Spielkarten bis heute11betrachten. Sie tauchen zeitgleich mit der Einführung desPapiers auf. Für die Erstellung einer Karte arbeiteten sie mitSchablonen, mit deren Hilfe sie die Papierbögen bedruckten.Die Bilder wurden dann von Hand nachkoloriert.Die ersten Aufzeichnungen deutscher Kartenmacher reichen ebenfalls etwa bis in das 15. Jahrhundert zurück, woes auch wandernde Kartenmacher, die aus beruflichen Gründen von Süddeutschland nach Leipzig zogen, gab. Der erstenamentlich erwähnte Kartenmacher ist ein Mann namensChristoff Hockendorff aus Altendorf (heute in den neuenBundesländern). In Deutschland hat sich der Ort Altenburgdann zu einer bedeutenden Stätte der Kartenmanufaktur entwickelt, was man durchaus nachvollziehen kann, denn dasbekannte Spielkartenmuseum Altendorfs belegt seine langeGeschichte der Spielkartenherstellung in zahlreichen Zeugnissen.Dass die Spielkarten jedoch nicht nur Kärtchen aus Pappemit ein paar bedruckten Bildern sind, sondern auch ein Teilspannende Kulturgeschichte, da sich an ihnen auch das jeweilige Zeitgeschehen widerspiegelt und man an ihnen auch denjeweiligen Zeitgeist ablesen kann, ist unschwer zu erkennen.So gab es früher beispielsweise viele Spielkartendrucke, diebestimmten Monarchen gewidmet waren, ja sogar nur aufgrund bestimmter politischer oder gesellschaftlicher Ereignisse – wie beispielsweise Kriege – aufgelegt wurden.Auch heute noch gibt es Sonderdrucke von Spielkarten, diebestimmten Situationen oder Menschen zugeordnet werden– man denke nur an das speziell publizierte Kartenspiel deramerikanischen Regierung, in dem jeder Karte eine gesuchtePerson aus dem Regime von Saddam Hussein zugeordnetwurde. Dieser bis heute gültige Brauch zeigt, dass die Spielkarten zweifellos archetypische Symbole darstellen, aufdie die Menschen kollektiv ansprechen – früher genauso wieheutzutage.

Zitzl-Kartenlegen.qxd1208.01.200815:29 UhrSeite 12Eine kurze Geschichte der KartenAuch in esoterischer Hinsicht haben einige Menschen beeits früh erkannt, dass die Symbolik und die Struktur des Kartenspiels nicht von ungefähr kommen. So soll der Dominikanermönch John von Brefeld – auch »Bruder Johannes«genannt – sich der Karten verdammenden Meinung sämtlicher Kirchenvertreter nicht angeschlossen haben: Etwa1374 will er erkannt haben, dass Symbolik und Struktur derSpielkarten den Zustand der Welt wiedergeben.Aufbau der SpielkartenÜber den Aufbau der Karten weiß heute fast jeder Bescheid:Ein Kartendeck besteht normalerweise aus Karten, die einem von vier Symbolen oder Zeichen zugeordnet sind, diein den Kartenspielen auch als »Farben« bezeichnet werden, nämlich Kreuz (auch »Treff« bzw. – in den deutschenSpielkarten »Eichel« genannt), Herz, Pik (»Blatt«) und Karo(»Schelle«).Betrachten wir die heutigen Spielkarten innerhalb Europas(französische, deutsche und italienische Karten), dann wirddeutlich, dass die heutigen Spielkarten die nächsten Verwandten des Tarots sein müssen, da die einzelnen Kartensätze in Struktur und Aufbau der kleinen Arkana entsprechen.Insbesondere die spanischen und italienischen Spielkartensind den kleinen Arkana des Tarots sehr ähnlich.Über den Hintergrund der vier Symbole wurde bereits vielspekuliert, in erster Linie werden sie mit den vier klassischenElementen, die wir aus der Astrologie und anderen esoterischen Disziplinen kennen, in Verbindung gebracht. So entsprechen die Stäbe dem Element Feuer, Schwerter der Luft,Kelche dem Wasser und die Münzen der Erde. Auffallend istauch, dass bereits auch früher eine Unterscheidung der Zeichen nach Polarität erfolgt haben muss, denn auf französi-

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 13Moderne Kartenspiele13schen Spielkarten sind die sogannten männlichen ZeichenPik und Kreuz schwarz dargestellt, während die weiblichenZeichen Herz und Karo in roter Farbe gedruckt sind.Moderne KartenspieleFür viele Interessierte, die das Kartenlegen mit Spielkartenlernen möchten, wirft sich die Frage auf, welche Spielkartennun die richtigen sind – Skatkarten, Rommékarten oder einPokerspiel? Auch wird sich so mancher Leser fragen, ob esüberhaupt Unterschiede in den Illustrationen gibt, denn aufden ersten Blick wirken eigentlich alle Spielkarten altmodisch und einheitlich.Hier sei zu betonen: Ja, natürlich gibt es Unterschiede!Zwar spielt die Individualität einzelner Decks heutzutagekaum noch eine Rolle – so werden beispielsweise im Gegensatz zu früher keine speziellen Spielkarten zu bestimmtenpolitischen Ereignissen gedruckt und sicherlich haben dieKarten in ihrer früheren Funktion als Gesellschaftsspieloder Wahrsagerei anderen Freizeitbeschäftigungen Platz gemacht –, dennoch lohnt es sich, den verschiedenen Karten,die teilweise nur noch unter Kennern gehandelt werden, einwenig Beachtung zu schenken.Mittlerweile erobern moderne, ästhetisch ansprechendeund äußerst symbolträchtige Kartenspiele den Markt. Mankann wählen zwischen historischen und seltenen Spielkartendecks, die nun dank moderner Reproduktionsmöglichkeiten zu erschwinglichen Preisen erhältlich sind, oder pfiffigen modernen Neueditionen. Hier bleibt kaum ein Wunschoffen: Von erotischen Decks bis über Karten mit Tiermotiven, Autos oder Blumen ist nahezu alles vertreten. Ist manerst einmal der Sammelleidenschaft »verfallen«, dürfte dieHerausforderung darin bestehen, innerhalb der schier uner-

Zitzl-Kartenlegen.qxd1408.01.200815:29 UhrSeite 14Eine kurze Geschichte der Kartenmesslichen Fülle an schönen Karten standhaft zu bleibenund nicht ständig die Kartensammlung mit einem neuenDeck zu erweitern.Für das Legen der großen Tafel, die in diesem Buch vorgestelltwird, benötigen Sie 32 Spielkarten mit den französischen Zeichen, bestehend pro Farbe (Symbol) aus den Hofkarten König,Dame und Bube, sowie 5 Zahlenkarten mit den Werten 1(Ass) sowie 7 bis 10.Wenn Sie ein Geschäft mit großer Auswahl an Spielkartenbesuchen, werden Sie oft mit Begriffen erschlagen und habendie Möglichkeit aus folgenden gängigen Kartenspielen auszuwählen:KartenspielUmfang und AufbauFür das Kartenlegen mitdiesem BuchgeeignetSkatkarten32 Blatt zu je 12 Hofkarten,4 Assen, Zahlenkarten von7 bis 102 x 54 Blatt zu je 12 Hofkarten,Zahlenkarten von 1 (Ass) bis 10und 4 JokerjaPoker55 Blatt: 12 Hofkarten, Zahlenkarten von 1 (Ass) bis 10, 3 JokerjaPatience2 x 55 Blatt, Aufteilung wiebeim 36 Blatt: 12 Hofkarten,4 Asse, Zahlenkarten von6 bis 10neinNaipeItalienische bzw. spanischeSpielkarten in er, Whistja

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 15Moderne Kartenspiele15Zum Gebrauch dieses Buches benötigen Sie also ein normalesSkat-Kartenspiel. Natürlich können Sie aber auch ein anderesKartenspiel wählen und die Zahlenkarten, die Sie nicht brauchen, sowie die Joker vorher entfernen. Patience-Karten haben den Vorteil, dass sie sehr klein sind und gut für unterwegsund die Platz sparenden Legungen geeignet sind.Nicht unbedingt geeignet sind Tarock- oder Schafkopfkarten, weil diese nicht nur eine andere Symbolik besitzen, sondern auch die Hofkarten von denen eines Skat-Kartenspielsabweichen (es fehlt die Dame, die durch den Ober ersetzt wird).Aus dem gleichen Grunde sind die italienischen bzw. spanischen Spielkarten nicht geeignet; sie bedienen sich einer Symbolik, die dem Tarot sehr ähnlich ist, zusätzlich weisen sieUnterschiede in den Hofkarten auf.

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 16Der praktische Umgangmit den SpielkartenWahrsagerei gestern – Kartenbefragung heuteDas Kartenlegen hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt, was nicht zuletzt daran liegt, dass wir es heute in vielerlei Hinsicht besser haben: Unser Weltbild ist nichtmehr vom Schicksalsglauben oder der Furcht vor einem strafenden Gott geprägt; wir haben eine bessere medizinischeVersorgung; auch haben wir die Möglichkeit der modernen»Selbstverwirklichung« oder »Selbsterkenntnis« – dies sindBegriffe aus der Neuzeit, die früher gänzlich unbekannt waren. Diese Voraussetzung und unsere Lebensumstände beeinflussen unsere Fragestellungen, mit denen wir an die Karten herantreten. Wir befragen die Karten nicht mehr nachunausweichlichen Schicksalsschlägen, sondern nach Wegenund Möglichkeiten, wie wir unser Leben besser und sinnvoller selbst gestalten können. Des Weiteren sind uns heute diesogenannten »Aussagegrenzen« des Kartenlegens bewusst:Das Arbeiten mit Karten bedeutet nichts anderes als dasÜbersetzen archetypischer Symbole, die über ein enormesDeutungsspektrum verfügen, das wir selbst bewerkstelligenmüssen. Die Deutungsmöglichkeiten der Karten sind so vielseitig wie das Leben selbst – deshalb sollte der Kartenlegerden Ratsuchenden nie auf eine Aussage festnageln, sondernihm vergegenwärtigen, dass der Mensch über einen freienWillen verfügt und selbst entscheiden kann, ob er den Weg,den ihm die Karten aufzeigen, einschlagen will oder nicht.

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 17Wahrsagerei gestern – Kartenbefragung heute17Die Karten dienen der Anregung zum Nachdenken, gebenuns einen Anschub in eine bestimmte Richtung.Für seriöse Kartenleger stellt das Kartenlegen heute nichtmehr einen magischen Akt dar, der unter der Dunstglockedes Geheimnisvollen mystifiziert vollzogen wird. Vielmehrwissen viele Kartenleger heute, dass die Karten ein hervorragendes Instrument sind, wenn es darum geht, unser eigenesUnterbewusstes zu befragen. Die Karten sind also – wie so ofttreffend bezeichnet – eine Art »Spiegel der Seele«, unabhängig davon, welcher Art von Karten wir uns bedienen.Dass das Kartenlegen funktioniert, wird immer wieder vonKritikern angezweifelt; ebenso wird von Kritikern der Nutzen einer Beratung durch Karten bestritten. Tatsache ist jedoch, dass das Kartenlegen funktioniert – wobei die Kartenleger oft selbst nicht wissen, wie und weshalb ein Stapel anbedruckten Karten so viel über den Ratsuchenden aussagenkann. Aber die Praxis zeigt immer wieder, dass es so ist.Wie kommt es also, dass es möglich ist, dass die Karten zueinem bestimmten Zeitpunkt unsere innere und äußere Weltso treffend widerspiegeln?Möchte man dies verstehen, ist es sehr aufschlussreich,sich einmal mit der Theorie des Schweizer Psychologen CarlGustav Jung (1875 – 1961) zu befassen.C. G. Jung entwickelte die Lehre der Archetypen – so nannte er Lebewesen oder Gegenstände aus der Umwelt, die als»Urbilder der Seele« des Menschen fungieren, unabhängigvon Alter, Geschichte und Kultur.Jung vertrat die Auffassung, dass jede Sekunde, jeder Augenblick seine eigenen Merkmale und demzufolge seine eigene Qualität besitzt und sich diese Qualität auf verschiedenenEbenen widerspiegelt – so auch beim Kartenlegen. Das heißtkonkret: Der Moment, in dem wir die Karten zu einembestimmten Thema befragen, beinhaltet eine besondere Qua-

Zitzl-Kartenlegen.qxd1808.01.200815:29 UhrSeite 18Der praktische Umgang mit den Spielkartenlität, die offensichtlich synchron zu unserer Fragestellung ist.So ist es auch zu verstehen, dass sich unser Anliegen in denKarten widerspiegelt, und dabei Lösungen, die in unseremUnbewussten schlummern, zutage befördert werden und dabei auch noch die Grenzen zwischen Raum und Zeit augenscheinlich aufgehoben werden.Aus dieser Perspektive gesehen ist also nicht der so genannte Zufall dafür verantwortlich, dass wir uns exakt amTage X die Karten zum Thema Y legen. Jedenfalls ist uns diese Theorie auch aus den sogenannten »hermetischen Gesetzen« bekannt, auf denen sich die Astrologie stützt und die dieGesetzmäßigkeit »wie oben, so unten«, vertritt.Im Gegensatz zu früheren, ebenfalls hoch entwickelten Kulturen (wie beispielsweise die der Mayas) sind wir es gewohnt,den Faktor »Zeit« ausschließlich quantitativ zu bewerten,indem wir die Zeit linear in Vergangenheit, Gegenwart undZukunft aufteilen. Wir nehmen Geschehnisse als Kausalitätwahr, nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung, und verfolgen dabei ausschließlich eine bestimmte zeitliche Richtung.Die Synchronizität jedoch, die Carl Gustav Jung verfolgte, gingnicht von solchen Kausalbeziehungen aus, sondern von einerOrdnung zwischen einem Ereignis und der Zeit.Seine Theorie zur Zeitsynchronizität liefert in Zusammenhang mit dem Legen und Deuten von Karten eine Erklärungdafür, weshalb bei mehreren Legungen zu einer Frage oftmalsdie Aussagen der Karten zu schwammig und unklar sind bzw.die Karten scheinbaren Unsinn als Auskunft zutage fördern:Nicht Geister sind hier am Werk, die einem nicht wohlgesonnen sind und uns deshalb narren möchte, wie man früherglaubte, sondern schlichtweg unser Unterbewusstsein, wobeider Zeitradius beim ständigen Fragen zum gleichen Themaimmer enger zu werden scheint, was zu Folge hat, dass sichzum Schluss ausschließlich die Ängste, Hoffnungen undWünsche zum Fragethema in den Karten widerspiegeln, also

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 19Die Symbolik der Spielkarten19unsere bewussten Projektionen und Emotionen, was denFluss unseres Unbewussten schließlich blockieren kann.Dieses »Phänomen« tritt übrigens nicht nur auf, wenn wiruns die Karten selber legen. Wir können es auch beobachten,wenn der Ratsuchende verschiedene Kartenleger zum gleichen Fragethema ständig konsultiert. Es empfiehlt sich, dieKarten nicht allzu häufig zum gleichen Fragethema zu legen.Die Symbolik der SpielkartenDie Symbolik der Spielkarten erschließt sich meist nicht soschnell wie die anderer Karten, die für die Befragung verwendet werden, denn sie tragen keine Bilder und enthalten keineSprüche oder Stichpunkte, und das macht es für den Interessierten nicht einfach, sich diesen Karten in dieser Funktionzu nähern. Manche Menschen meinen daher, es lohne sichnicht, sich mit den Spielkarten zu beschäftigen, andere betrachten sie sogar als nicht deutbar. Das ist sehr schade,zumal die Spielkarten in Struktur und Aufbau dem Tarot sehrähnlich sind, was vermuten lässt, dass beide Kartendeckseinst den gleichen Ursprung hatten und sich irgendwann jenach Kultur oder Verwendung zu verschiedene Kartendecksmit unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten entwickelten, und auch heute noch in den Spielkarten ein großesDeutungspotenzial liegt.Erschwerend kommt bei der Beschäftigung mit den Spielkarten hinzu, dass die Bedeutungen der einzelnen Spielkartenvon Kartenleger zu Kartenleger und oftmals von Buch zuBuch abweichen – und das teilweise mit sehr großen Unterschieden, was einen Suchenden sehr irritieren kann, denn erstellt sich natürlich die Frage, welche Bedeutungen nun»richtig« oder »falsch« sind. Dabei ist es schlichtweg so, dasssich die Karten explizit mit der Bedeutung mitteilen, die man

Zitzl-Kartenlegen.qxd2008.01.200815:29 UhrSeite 20Der praktische Umgang mit den SpielkartenIhnen beimisst. Das ist auch der Grund, warum Abweichungen in der Deutung nicht immer zwingend falsch sein müssen, sondern es sich hier einfach um eine Frage der Betrachtungsweise und des individuellen »Wortschatzes« – nämlichdem zwischen Kartenleger und Karten – handelt.Deutet man die Karten aufgrund einer kollektiven, fest verankerten Symbolik, die lediglich innerhalb verschiedenerKulturen Unterschiede in Schwerpunkt oder Betrachtungsweise aufweist, dann wird man bald feststellen, dass sich dieKarten auch auf einer sehr weisen, für uns alle gültigen Ebenemitteilen. Dies kann geschehen, indem die Karten sowohlaus der Sicht ihrer zahlenmystischen Bedeutung (Numerologie) als auch aus dem Blickwinkel der Elemente (Farben)gedeutet werden.Dabei muss die Bedeutung der Zahlen sowie der Elementenichts Mystisches oder Geheimnisvolles sein; es handelt sichvielmehr um Symbole, die im kollektiven Unterbewusstseinals Urbilder verankert sind und auch so – meist unbewusst –verstanden werden. Man kann sich ihnen nähern, indem mandie Bedeutung der Elemente (»Farben«) entschlüsselt und siein Bezug zur jeweiligen Zahl bzw. Hofkarte setzt. Man wirddann bald feststellen, dass die Karten ausgezeichnet dieZustände der grobstofflichen Welt widerspiegeln.Die Elemente (»Farben«)KreuzDie Kreuz Karten werden auch »clubs« (englisch), »bastoni«(italienisch) oder »bastos« (spanisch) genannt. »Club« heißtsoviel wie »Keule« oder »Knüppel«, während sich die Bastosvon »el bastón«, was soviel wie »Stock« oder »Stecken« heißt,ableitet. Das Kreuz selbst erinnert an ein dreiblättriges Klee-

Zitzl-Kartenlegen.qxd08.01.200815:29 UhrSeite 21Die Symbolik der Spielkarten21blatt, was eine Abwandlung der Stäbe bwz. Stecken ist. DieKreuzkarten zeigen die Handlungen im täglichen Leben an.Ebenso symbolisieren sie Tatendrang, Bewegung und Veränderung. Durch ihren Wachstumsaspekt haben sie auch eineVerbindung zur Familie. Das Kreuz wird dem Frühling imKreislauf der Jahreszeiten zugeordnet und entspricht dem Element Feuer. Ihre Polarität ist männlich (aktiv).KaroDer Satz der Karokarten wird auch »diamonds« (englisch) bzw.»danari« (italienisch) oder »oros« (spanisch) genannt, des Weiteren heißt das spanische Wort »caro« bzw. »cara« auf Deutsch»teuer«. Aus all diesen Worten lässt sich auch die Bedeutungableiten: Die Karo-Karten symbolisieren alles, was mit Finanzen und Werten zu tun hat; aber auch Schriftstücke und Nachrichten werden mit ihnen angezeigt. Das ihnen entsprechendeElement ist Erde, die zugeordnete Jahreszeit der Sommer. IhrePolarität ist weiblich (passiv).PikDas Pikzeichen wird im Italienischen »spade« und im Spanischen »espadas« genannt, was für Schwerter steht. Die deutsche Bezeichnung Pik leitet sich aus dem Französischen »Pique« oder dem englischen »Peak« ab, was auf Deutsch»Lanze«, »Speer« oder »Spitze« bedeutet. Aber auch im Deutschen kennt man den Begriff des »Piksens«. Dieses Piksenkann einigen Pik-Karten in ihrer Bedeutung tatsächlich sehrnahekommen und deshalb werden die Pik-Karten oftmals alsUnglücksbringer verstanden, sind jedoch nicht unbedingt nurnegativ zu sehen. Sie zeigen unsere Aufgaben und Herausforderungen im täglichen Leben an, manchmal auch Hindernisseoder Verluste – doch nicht um jeden Verlust trauert man.

Zitzl-Kartenlegen.qxd2208.01.200815:29 UhrSeite 22Der praktische Umgang mit den SpielkartenDas Pik findet seine Entsprechung in der Zeit des Winters,das zugehörige Element ist Luft und die ihnen zugeordnetePolarität ist männlich (aktiv).HerzDas Herz-Symbol wird in allen Ländern und jeder Kultursofort gleich verstanden – ob die Karte nun zu den »hearts«(englisch) oder zu den »corozonés« (spanisch)« gehört. DieserKartensatz repräsentiert unsere Gefühlswelt, den häuslichenund privaten Bereich sowie die Liebe – einfach alles, was dasHerz betrifft. In den italienischen Spielkarten werden sienoch als Becher bzw. Kelche dargestellt und heißen dementsprechend »coppe« bzw. »copas«.Das ihnen entsprechende Element ist Wasser, die ihnenzugeordnete Jahreszeit der Herbst und die ihnen zugeordnetePolarität weiblich (passiv).Traditionell werden die »schwarzen Karten« Kreuz und Pikoftmals als negativ betrachtet, während die Karo- und Herzkarten als günstig oder neutral gelten. Von dieser Theorie istjedoch in der Deutung einer Legung abzusehen, weil sie einerDenkweise in Schwarz und Weiß entspräche, die den tiefgründigen Bedeutungen der Karten nicht gerecht werdenwürde.Allerdings differenzieren die Karten durchaus zwischen»hell« und »dunkel«, wenn es um die Hofkarten (Personenkarten) geht. In erster Linie sind davon die Her

Für viele Interessierte, die das Kartenlegen mit Spielkarten lernen möchten, wirft sich die Frage auf, welche Spielkarten nun die richtigen sind – Skatkarten, Rommékarten oder ein Pokerspiel?