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praxis recht2 2009www.dak-firmenservice.deDAK MAGAZINfür Firmen undSelbstständigeWiedereingliederungLangsam aufdie Beine helfenSeite 15PraxisrechtSERVICeSeite 6Seite 22Seite 33Wenn die Arbeit krank macht:Strategien gegen StressKurzarbeit: Auswirkungen aufdie SozialversicherungsbeiträgeGesundheitsreport 2009:Doping am Arbeitsplatz
Erst einsteigen. Dann durchstarten.Die DAK, Deutschlands innovativer Krankenversicherer, bietet ausgezeichnete Angebotefür Berufseinsteiger wie dich. Wenn du uns also brauchst: Wir sind da.www.dak.de/berufseinsteiger
EDITORIALProf. Dr. h.c. Herbert RebscherVorsitzender des Vorstandes der DAKDer Einfluss der Politikwird immer größerMit der Einführung des Gesundheitsfonds zum ersten Januar hat die Politik so großen Einflussauf das Gesundheitssystem erlangt wie nie zuvor. Seitdem können die gesetzlichen Krankenkassen ihren Beitragssatz nicht mehr selbst bestimmen. Die Bundesregierung hat den Beitragssatzfür alle gesetzlich Versicherten einheitlich auf 15,5 % festgesetzt. Und das, obwohl viele Experten diesen Beitragssatz für deutlich zu niedrig halten.Nur ein paar Monate später ist der Einheitsbeitrag endgültig zum Spielball politischer Interessengeworden: Im Rahmen des Konjunkturpaketes II zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise soll erab 1. Juli 2009 um 0,6 Prozentpunkte auf 14,9 % gesenkt werden.Eine gute Botschaft für Arbeitgeber und Versicherte, so scheint es auf den ersten Blick. Tatsächlich zahlen sie erst einmal weniger: Arbeitgeber ab Juli 7 %, Arbeitnehmer 7,9 % des Bruttolohns. Doch der Finanzbedarf der Krankenkassen verringert sich durch diese Maßnahme nicht.Deshalb gleicht der Staat die Beitragsersparnis der Kunden und Arbeitgeber durch Zahlungenan die gesetzliche Krankenversicherung aus. Und dieses Geld stammt aus Steuereinnahmen,wird also letztlich von den Bürgern und Unternehmen selbst bezahlt.Foto: DAK/WiggerDas System der gesetzlichen Krankenversicherung kommt also auch weiterhin nicht zur Ruhe.Dabei bräuchten die Bürger gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen verlässlichenKurs. Wie gut, dass Sie sich da auf die DAK verlassen können. Mit unserem vielfältigen Serviceunterstützen wir Ihr Unternehmen – in stürmischen wie in ruhigen Zeiten.DAK MAGAZIN praxis recht 2 20093
Inhalt06PräventionSo verhindern Sieseelische Erkrankungen Ihrer Mitarbeiter2215KurzarbeitWiedereingliederungNach langer Krankheit den Weg zurück ins Arbeitsleben findenPraxisRECHTDepressionenKrankenversicherung6 Der Job als Krankmacher So verhindernSie, dass Arbeitnehmer durch großen Druckim Arbeitsalltag psychisch krank werdenEntspannungstechniken12 Fuhrmann und Gespann Der dritte Teilder Serie zu Entspannungstechniken stelltdie indische Yoga-Lehre vorKurzinfos14 Schlechte Noten fürs MittagessenDAK MAGAZIN praxis recht 2 2009Nach einer schweren Krankheit solltenArbeitnehmer nicht sofort voll belastetwerdenSozialversicherung22 Wenn die Arbeit knapp wird Daraufmüssen Sie bei Kurzarbeit achtenArbeitsrechtnWenn auch nur eine Stunde fehlt nArbeitgeber prämiert n Bewegte Bilderhelfen bei Berufswahl415 Langsam auf die Beine helfen27 Immer schön flexibel bleiben Seit dem1. Januar gilt das Gesetz zu Verbesserungder Rahmenbedingungen für die Absicherungflexibler ArbeitszeitregelungenKurzinfos30 Rechtsurteile aus dem ArbeitsrechtWer den Betriebsrat nicht zu Kündigungenanhört riskiert die Unwirksamkeit31 Aktuelle Fachliteratur32 Rentner mit Job erhalten auf AntragGeld zurück n Pendlerpauschale undSozialversicherung n KanppschaftBahn See erhöht die UmlagesätzeFotos: DAK, mauritiusDarauf muss unbedingt geachtet werden
ImpressumDAK Magazin praxis recht 2/2009für Firmen und SelbstständigeHerausgeberDAK Zentrale, Nagelsweg 27–3120097 Hamburgwww.dak.deFlexi IIZeitwertkonten ermöglichen längereFreistellungsphasen27VerantwortlichThomas Ollrogge (V.i.S.d.P.)Leiter KundenmanagementMartin KriegelLeiter Marketing und KundenserviceRedaktionSabine LangnerPostfach 10 14 44, 20009 HamburgTelefon: 040-23 96 14 66, Fax: 040-23 96 34 66E-Mail: [email protected] vom DienstGerd BrammerTelefon: 040-23 96 10 69E-Mail: [email protected] Koletzko (DAK Krankengeld/AllgemeineLeistungen), Andreas Roth (DAK Personal-Grundsatzfragen), Wolfgang Petri, Katrin Kohlmeyer, WolfgangWittenberg (DAK Mitgliedschafts- und Beitragsrecht),Thomas Kuschel (DAK Personalgrundsatzfragen),Cornelia Morick (Rechtsanwältin), Susanne Theisen(freie e Medikamente spielen auch im Job eine Rolle33 Doping am Arbeitsplatz BeunruhigendesErgebnis des DAK-Gesundheitreports 2009:Am Arbeitsplatz werden immer mehrleistungssteigernde Medikamente genommen35 Ein Mann für alle Datenfälle Seit 1997ist Jürgen Mayr der oberste Datenschützerder DAKKurzinfos36 Die DAK sucht die fitteste FamilieDeutschlands n Termine aus demProduktion und Gestaltungmuehlhaus & moers kommunikation gmbh, Köln/BerlinVerantwortlicher Redakteur: Karsten FieheLithoPurpur, Köln/BerlinServiceLeistungenRedaktionelle MitarbeitFrank Meiners, Ortwin Schulz, Yvonne Klages, HellaThomas, Ralf Kremer, Martin Kordt, Jürgen Mayr,Robert SopellaDAK-Kalender n Testen Sie sich n NeunFragen und Antworten n IT-Sicherheitder DAK erfüllt strengste Vorgaben desTÜV n Motivation statt Frust38 Kontakt Alle wichtigen TelefonnummernDruckEvers Druck, MeldorfAnzeigenMarketing Services GärtnerHenry GärtnerTelefon: 02131-742 32 33E-Mail: [email protected] gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1 vom 01.04.2008Redaktionsschluss dieser Ausgabe ist der 5. März 2009.Die Zeitschrift informiert über Themen überwiegendaus der Sozialversicherung und der Gesundheitsförderung. Sie wird dem Bezieher vierteljährlich kostenloszugestellt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sindnicht unbedingt identisch mit der Meinung der Redaktion. Für unverlangte Einsendungen übernehmen Redaktion und Agentur keine Verantwortung. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste und Internet sowieVervielfältigungen auf Datenträgern nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung durch die Redaktion.DAK MAGAZIN praxis recht 2 20095
Praxis DepressionenDer Job als KrankmacherDauerstress, schlechtes Betriebsklima, Angst um den Job. Für viele Menschen bestimmen diese Gefühle den Arbeitsalltag – die Wirtschaftskrise verschlimmert die Sorgen noch zusätzlich. Der Druck kann so groß werden, dasser psychisch krank macht. Aber: Das muss nicht passieren. Arbeitnehmer undUnternehmen können viel für die seelische Gesundheit tun.6DAK MAGAZIN praxis recht 2 2009
sich für den Kollegen im Büro nebenan? SolcheÄngste gehen auf Dauer an die Substanz. Besser, man achtet auf einen vernünftigen Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben.Arbeitsbedingte psychische Störungen tretenin Deutschland immer häufiger auf. Laut DAKGesundheitsreport 2009 lag ihr Anteil amKrankenstand im vergangenen Jahr bei 10,6 %.Die dadurch verursachten Fehltage nahmengegenüber 2007 um 7,9 % zu. Angstzuständeund Depressionen sind die vierthäufigsteKrankheit am Arbeitsplatz und werden nachEU-Schätzungen in 15 Jahren auf Platz zweivorgerückt sein.Psychischer Druck nimmt zuFoto: mevEine E-Mail nach der anderen läuft im Postfach auf, die Deadline für den Auftragrückt immer näher, und ständig änderndie Kunden ihre Wünsche. Die Kollegin mitden entscheidenden Infos meldet sich nicht zurück, vom Vorgesetzten kommt seit Wochenkeine Rückmeldung, und die Chefin lässt sichmal wieder nicht in die Karten schauen – sokann Arbeitsalltag aussehen. Für viele Menschen ist es der blanke Horror, anderen machtder Stress nichts aus. Im Gegenteil, sie genie-ßen jede Herausforderung und freuen sich,wenn es richtig zur Sache geht. Doch Vorsicht:Bei Dauerstress stößt irgendwann jeder an seine Grenzen. Auch die Supermotivierten.Positiv oder negativ: Die Arbeit beeinflusst unser Wohlbefinden. Das zeigt sich vor allemjetzt, da die Wirtschaftskrise existenzielle Fragen aufkommen lässt: Habe ich nächsten Monat noch einen Job? Sind meine Leistungen sogut, dass mich meine Firma trotz schlechterZeiten weiterbeschäftigt, oder entscheidet sieFür diese Entwicklung gibt es keine pauschaleErklärung. Dass Stress im Beruf eine wichtigeRolle spielt, liegt jedoch nahe: Der Übergangvon der Industrie- zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft hat das Belastungsprofil vonArbeitnehmern grundlegend verändert. Während die körperliche Beanspruchung durchLärm oder Hitze zurückgegangen ist, nimmtder psychische Druck zu. „Die fortschreitendeArbeits- und Anforderungsverdichtung führtzu mehr Stress, da sie meist mit Zeit- und Termindruck einhergeht. Personal wird abgebaut,die Arbeitsmenge bleibt jedoch gleich oder erhöht sich sogar. Ständig präsent ist außerdemdie Angst, den Job zu verlieren. Das geht ganzschön an die Nerven und raubt Energien“, erklärt die Arbeits- und Organisationspsychologin Dr. Fritzi Wiessmann im Interview mitpraxis recht (siehe Seite 9). Befristete Arbeitsverträge, Outsourcingtendenzen, Leiharbeiterund billige Praktikanten setzen die Belegschafteines Betriebs unter Druck, weil die stille Übereinkunft, Arbeitsplatzsicherheit im Tausch gegen Engagement und Loyalität zu erhalten, insWanken gerät. Stattdessen fühlen Mitarbeitersich ständig mehr gefordert – aber trotzdem ersetzbar. Die Folge: Überforderung und chronischer Stress. „Stress ist einer der wichtigstenpsychosozialen Auslöser von Depressionen“,sagt Diplom-Psychologe Frank Meiners, stellvertretender Pressesprecher der DAK: „Stresswird allerdings erst dann zum Problem, wenner über Monate oder Jahre anhält, ohne ausDAK MAGAZIN praxis recht 2 20097
Praxis DepressionenKosten* nach Krankheiten und Geschlecht (2006)Kosten rFrauen4.6411.3953.246geglichen zu werden. Daraus muss dannauch keine Depression entstehen, es kann aberpassieren.“ Wo die Belastungsgrenze liegt,hängt vom Individuum ab.Stress hat viele Ursachen, unter anderem diekontinuierliche Beschleunigung der Arbeitsprozesse. Dank Internet und E-Mail, Fax undTelefon reißt der Informationsstrom praktischnie ab und will schnell verarbeitet werden. „Daserfordert ständige Konzentration“, erklärt Meiners. Ein weiteres Problem sei, dass es kaumnoch Zeitpuffer gebe. Ergebnisse müsstenschnell erzielt werden. „Wie der Einzelne dasschafft, ist sein Problem“, sagt der Psychologe.Ein eng damit zusammenhängender Faktor,der auf der Seele vieler Arbeitnehmer lastet: „Esmangelt häufig an Möglichkeiten, Arbeitsprozesse nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.“Die Folgen sind Demotivation und schlechteLeistungen. Aus einer Studie im Auftrag derBundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin geht außerdem hervor, dass schlechtgestaltete Arbeit das Risiko depressiver Störungen erhöht.Ebenfalls entscheidend für die seelische Gesundheit: das Betriebsklima. Wo Ellbogenmentalität an der Tagesordnung ist, wo gemobbtund intrigiert wird, bleiben viele Menschen auf8DAK MAGAZIN praxis recht 2 2009* alle Angaben in Millionen Quelle: Statistisches BundesamtPsychische und Verhaltensstörungender Strecke. Fehlende Loyalität unter Kollegen,Konflikte im Team und mangelnde Unterstützung durch den Vorgesetzten können zu Verunsicherung, Vereinsamung und schließlichDepressionen führen.Erkennen und helfenStress im Job lässt sich nicht vermeiden. Psychische Belastungen sind ein normaler und notwendiger Bestandteil des Alltags – auch des Arbeitslebens. Das betont auch Meiners: „Dass einBetrieb hohe Anforderungen an seine Mitarbeiter stellt, ist völlig legitim. Die Frage ist nur:Wie sorgt man für eine gute Balance zwischenArbeit und Privatleben?“ Indem man in dasWohlbefinden der Belegschaft investiert. Unternehmen, die das nicht tun, zahlen unter Umständen drauf, erklärt Wiessmann: „Unzufriedene Mitarbeiter äußern ihren Protest durchhohe Krankheitsquoten oder häufige Kurzerkrankungen.“ Nach Informationen des Statistischen Bundesamts verursachten psychischeund Verhaltensstörungen im Jahr 2006 Krankheitskosten in Höhe von 26,7 Milliarden – imJahr 2002 waren es noch 23,3 Milliarden . Depressionsbedingte Frühberentungen schlagenlaut der Deutschen Depressionshilfe mit jährlich 1,5 Milliarden zu Buche.Psychische Krankheiten sind schon lange bevores zu Fehltagen kommt teuer für Unternehmen,weil sie die Leistungsfähigkeit der Betroffenenmindern. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutzund Arbeitsmedizin schätzt die daraus resultierenden Verluste auf 1,3 Milliarden . Im eigenen Interesse sollten Personalverantwortlichedeshalb mitarbeiterfreundliche Rahmenbedingungen schaffen und ihre Füh rungskräfte dazuanimieren, sich über die Symptome einer Depression zu informieren. „Der Übergang zwischen gedrückter Stimmung und einer Depression ist fließend. Stimmungsschwankungentreten auf, wenn man gerade Ärger bei der Arbeit oder mit dem Partner hat. Oder weil derNovember so grau ist. Das geht meistens nachein paar Wochen vorbei. Depressionen sind etwas völlig anderes“, erklärt Meiners. Kollegenund Vorgesetzte sollten aufmerksam werden,wenn ein Mitarbeiter dauerhaft gleichgültigwirkt, sich plötzlich abweisend oder aggressivverhält oder sich isoliert. Häufig trauen Betroffene sich nichts mehr zu, wirken verunsichertoder sind oft krankgeschrieben.Psychische Störungen äußern sich je nach Geschlecht anders. So bleiben Frauen der Arbeithäufiger wegen psychischer Erkrankungen fernals Männer. Laut Angaben der DAK entfielenbei den Frauen im vergangenen Jahr 13,1 % derFehltage auf diese Ursache – bei den Männernwaren es 8,7 %. Von Depressionen sind sie mit5,4 % nur halb so oft betroffen wie Frauen(11,2 %). Eine Erklärung dafür könnte sein,dass bei Frauen durch starke hormonelleSchwankungen häufig Depressionen ausgelöstwerden können. Möglich ist aber auch, dassFrauen ein anderes Hilfesuchverhalten alsMänner haben und depressive Episoden so seltener erkannt werden. Ein weiterer Unterschied: Männer sind anfälliger für Alkoholismus und Schizophrenie. Bei den psychischenund Verhaltensstörungen durch Alkohol fielenMänner im Jahr 2007 beispielsweise doppelt sooft aus wie ihre Kolleginnen.Psychische Probleme fordern einen sensiblenUmgang. Betroffenen sollte man Gesprächsbereitschaft signalisieren, aber auf Durchhalteparolen à la „Reiß dich zusammen!“ verzichten.Steigt ein Kollege nach einer Erkrankung wieder in den Job ein, empfiehlt Meiners ein
Zufriedene Mitarbeiter: Was Führungskräfte tun könnenSeit 14 Jahren arbeitet die Darmstädter Arbeits- und Organisationspsychologin Dr. FritziWiessmann in den Bereichen Personal- undOrganisationsentwicklung. Zu ihren Spezialgebieten gehören die Gestaltung von Arbeits-, Ablauf- und Führungsprozessen sowiedas Thema Arbeitssicherheit. Im Interview mitpraxis recht erläutert sie, wie Führungskräftedie Zufriedenheit im Betrieb steigern können.Foto: privatpraxis recht: Die Weltwirtschaftskrisesetzt Unternehmen derzeit unter starkenDruck. Wie sollten Führungskräfte sich in deraktuellen Situation verhalten?Dr. Wiessmann: Die Bundesrepublik wirdwegen der Wirtschaftskrise nicht untergehen.Führungskräfte tun deshalb gut daran, Über reaktionen zu vermeiden. Schlechte Nachrichten sollen zwar nicht zurückgehalten werden,aber bevor man damit an die Belegschaftherantritt, sollte mit kühlem Kopf kalkuliertwerden. Panik und Hektik bringen keinenweiter, übertragen sich jedoch schnell aufdie Mitarbeiter. Führungskräfte sollten auchim Auge behalten, dass die Wirtschaftskriseein idealer Nährboden für Gerüchte ist. Eineglaubwürdige Informationspolitik beugt ihnenvor. Kommt die Gerüchteküche erst einmal inGang, kann das verhängnisvolle Konsequenzenfür ein Unternehmen haben: Mitarbeiter bringen schlechte Leistungen oder bewerben sichweg. Das Management sollte deshalb Transparenz und Berechenbarkeit in sein Handelnbringen. Dazu gehört, dass Worten auch entsprechende Taten folgen – dieser Grundsatzgilt übrigens nicht nur in Krisenzeiten.praxis recht: Was können Unternehmengenerell tun, um die Zufriedenheit der Belegschaft zu steigern?Dr. Wiessmann: Aus meiner Erfahrung sindsystematische Mitarbeitergespräche, zumBeispiel Jahres-, Beurteilungs- und Zielvereinbarungsgespräche, sowie regelmäßigeTeambesprechungen ein gutes Mittel, umsowohl Zufriedenheit als auch Unzufriedenheitin einem Betrieb auszuloten. Mitarbeiterbefragungen – im Rahmen der gesetzlichenGefährdungsbeurteilung sowieso Pflicht – sindeine weitere Möglichkeit, Belastungsfaktorenaufzudecken.praxis recht: Warum lohnen sich solcheMaßnahmen für Unternehmen?Dr. Wiessmann: Ganz einfach: Mitarbeiter,die sich am Arbeitsplatz unwohl fühlen, äußernihren Unmut, indem sie beispielsweise Fehlzeiten produzieren, Aufträge und Termine nichtfristgerecht erfüllen und dadurch Kunden verstimmen. So etwas kann einen Betrieb auchjenseits der Wirtschaftskrise in eine Schieflagebringen. Außerdem kann das Betriebsklima darunter leiden. Konflikte, Mobbing, innere Kündigung oder Burn-out sind die möglichen Folgen.praxis recht: Warum sind so viele Per-sonalverantwortliche zurückhaltend bei derErmittlung der Belastungsfaktoren?Hiersteht eine BU Sie fürchten sich vor unlösDr. Wiessmann:baren Aufgaben und überzogenen Forderungender Beschäftigten. Aber in der Regel sind dieMitarbeiter vernünftig und verlangen nicht,dass das gesamte Unternehmen umgekrempelt wird. Nicht jeder wünscht sich soforteinen schicken Flachbildschirm. Es ist meinerErfahrung nach häufig möglich, für beideSeiten akzeptable Kompromisse zu finden. DieUnternehmensführung sollte aber eins bedenken: Wenn sie nach Veränderungsvorschlägenfragt, darf das keine Alibiveranstaltung sein.Die Aussagen müssen ernst genommen werden, und es muss danach auch etwas Wahrnehmbares passieren.praxis recht: Wie lassen sich die Führungsqualitäten von Personalverantwortlichenverbessern?Dr. Wiessmann: Indem man zum BeispielWeiterbildungen im Bereich Mitarbeiterführung zur Pflicht macht. Denkbar ist auch, dieDr. Fritzi WiessmannBewertung von Führungskräften nicht nur anihre wirtschaftliche Leistung, sondern auch andie Zufriedenheit der Belegschaft zu koppeln.Das kann sogar so weit gehen, dass das Gehalt davon abhängig gemacht wird. Man darfaber auch nicht vergessen, dass Führungskräfte heutzutage immens unter Strom stehen undselbst sehr belastet sind. Wer sonntagabendsum 22 Uhr E-Mails beantwortet, hat sicherlichkeine gute Work-Life-Balance. Eine solchePrioritätensetzung schadet zum einen der eigenen Gesundheit und ist auch nicht Vorbild undMaßstab für die Mitarbeiter.praxis recht: Was kennzeichnet eine gelungene Personalführung?Dr. Wiessmann: Wenn bei den Mitarbeiterneine erlebte Übereinstimmung herrscht zwischen dem, was sie leisten, und dem, was sieim Gegenzug vom Vorgesetzten bekommen.Das muss nicht in materieller Form geschehen,sondern kann auch ein Lob vom Chef unddamit Anerkennung für die geleistete Arbeitsein. Konstruktive Rückmeldung, Respekt undWertschätzung kosten rein gar nichts, werdenviel zu wenig praktiziert und tragen ungeheuerzur Mitarbeiterzufriedenheit bei.DAK MAGAZIN praxis recht 2 20099
Praxis DepressionenNur wer ein vernünftiges Maß an Ausgleich zur Arbeit schafft, kann auf Dauer Spitzenleistungen bringen.Prävention lohnt sichIm Jahr 2004 ergab eine Umfrage des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institutsder Hans-Böckler-Stiftung unter 2.200 Betrieben, dass fast 80 % der Firmen nicht einmalwissen, was ihren Angestellten ungesundenStress verursacht – und das, obwohl Arbeitgeber seit 1996 laut Arbeitsschutzgesetz verpflichtet sind, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu schützen. Fritzi Wiessmann weiß,warum Arbeitgeber oft davor zurückschrecken,psychische Belastungen zu erfassen: „Zum einen fehlt in einer in der Vergangenheit ehertechnisch orientierten Arbeitswelt ein Problembewusstsein für ein mitarbeiterfokussiertesArbeitshandeln. Nicht selten fürchten Führungskräfte oder Geschäftsleitung, Führungsdefizite oder Organisationsmängel schwarz aufweiß aufgezeigt zu bekommen, weswegen man10DAK MAGAZIN praxis recht 2 2009Erhebungen kritisch gegenübersteht.“ Viele Unternehmen fürchten zum anderen hohe Kosten.Eine Untersuchung des Instituts für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin in Herdecke sollte Arbeitgebern hingegen Mut machen. DieWissenschaftler haben errechnet, dass sich 1 Investition in eine moderne Gesundheitsförderung nach drei Jahren mit mindestens 1,8 auszahlt. „Das Herzstück der Prävention in größeren Unternehmen sollte ein gutes betrieblichesGesundheitsmanagement sein. Dazu könnenbeispielsweise Entspannungs- oder Stress-Management-Kurse gehören“, erklärt Frank Meiners. Aber auch das Einräumen von Gestaltungsspielräumen, klare Ansprechpartner sowietransparentes und verlässliches Handeln derFührungskräfte wirken sich positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter – und somit des Unternehmens – aus. Meiners: „Die Arbeitsmotivation ist immer am höchsten und dieKrankenstände am niedrigsten, wenn die Identifikation mit dem Betrieb stimmt.“Natürlich trägt auch jeder selbst Verantwortungfür seine körperliche und geistige Gesundheit,fügt der DAK-Sprecher hinzu: „Es ist wichtig,sich regelmäßig zu fragen, was einen entspannt,wenn man die Arbeit verlässt. Oder ob mannach einer stressigen Phase richtig auftankenkann und man noch Distanz zur Arbeit hat.Das hat nichts mit Leistungsrücknahme zu tun,sondern damit, ein vernünftiges Maß an Ausgleich zu wahren. Nur so kann man über einenlangen Zeitraum Spitzenleistungen bringen.“Susanne TheisenDepressionen verhindernSo können Unternehmen Arbeit mitarbeiterfreundlich gestalten.A uch in Krisenzeiten auf eine transparenteInformationspolitik achtenLob und Wertschätzung zeigen Betriebliche Gesundheitsprävention, zumBeispiel durch das Angebot von Entspannungs- und Stressmanagementkursen Spielräume für die Arbeitsgestaltungschaffen Verpflichtende Weiterbildungen in Personalführung für Führungskräfte Kommunikation pflegen (Mitarbeiterbefragungen und Zielvereinbarungsgespräche)Foto: FotoliaRückkehrgespräch, um die Wiedereingliederung zu erleichtern. „Außerdem sollte mandem Kollegen offen und wertschätzend begegnen und seine Krankheit nicht stigmatisieren.“So wird die Arbeit im Team für den Rückkehrer nicht zum Stressfaktor, sondern trägt zurStabilisierung und Heilung bei.
AnzeigeEmpfehlen Sie Bestleistung!Empfehlen Sie Ihren Freunden und Bekannten den Wechsel zurDAK. Für jeden neu geworbenen DAK-Kunden erhalten Sie einen„20,– E Globetrotter-Gutschein*“. Durch den einheitlichenBeitragssatz gibt es keinen Grund mehr, auf die ausgezeichnetenLeistungen der DAK zu verzichten. Die vielen Qualitätsauszeichnungen der DAK durch unabhängige Institutionen sagen mehrals 1.000 Worte. Ende des Aktionszeitraumes: 30.06.2009.ren Vorteil!Sichern Sie sich Ih*Die Prämien werden nicht aus Mitgliedsbeiträgen finanziert.Prämien-Vergnügen fürEmpfehler!Beispiele aus über 25.000 Artikeln des Globetrotter-Sortimentsn, Köln, Bonn,burg, Berlin, Dresdetung finden Sie in Ham unter www.globetrotter.derüsAuserrottbetineGlodbuch und Infos onlFrankfurt a.M. HanThe North Face Hayden MenMeru T-Shirt Wembley 08 MenBequemer Freizeit- und Reiseschuhmit ganz besonderem Style.Innen ein Futter aus Bambusgewebe.Bestellnr.: nf 4981209 94,95Funktionsshirt aus 100% Polyester;Piqué-Gewebe. Schnell trocknend undmit gutem Feuchtigkeitstransport.Bestellnr.: med 4880103 17,95Jack WolfskinBlizzard Jacket MenWindstopper Technical Fleece Jackemit körperbetontem Schnitt.Bestellnr.: ho 4040701 219,95Sichern Sie sich Ihre Prämie mit diesem Coupon. Kreuzen Sie Zutreffendes an und senden Sie den Coupon ausgefüllt bis zum 30.06.2009 an die DAK (siehe Anschrift unten).ich habe einen DAK-Kunden geworben und erhaltep r 1/09Bestätigung der Mitgliedschaft den GlobetrotterJa, beiGutscheinim Wert von 20,– .Ja, ich werde Kunde der DAK.*VORNAME/NAMEKRANKENVERS.-NRVORNAME/NAMEG E B U R T S D AT U T TELEFONNUMMER UNTERSCHRIFT TELEFONNUMMER UNTERSCHRIFTSenden Sie den ausgefüllten Coupon bis zum 30.06.2009 an:DAK, Redaktion: Kunden werben, Postfach 10 14 44, 20009 Hamburg*Ihre Angaben werden bis auf Widerruf zur schriftlichen oder telefonischen Kontaktaufnahmeund Beratung gespeichert. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Alle Angaben sind freiwillig.
Praxis EntspannungstechnikenFuhrmann und GespannHektik, Überstunden, Leistungsdruck – im Job geht es oft sehrstressig zu. Selbst am Feierabendkommen viele nicht zur Ruhe.Doch Erholung kann man lernen:In den nächsten Ausgaben vonpraxis recht stellen wir Ihnen eine Methode vor, mit der Sie IhreBatterien wieder aufladen können. Der dritte Teil unsererSerie behandelt die indischeYogalehre.12DAK MAGAZIN praxis recht 2 2009Ein Stein fällt ins Wasser. Sofort drängenunzählige Wellen nach außen und mischen die eben noch glatte Oberfläche auf.Mehr Steine fallen, es entstehen weitere unruhige Kreise. Als ähnlich aufgewühlt empfindenviele Menschen ihren Alltag. „Unsere Sinnesorgane werden täglich mit unendlich vielenEindrücken bombardiert, sodass im GehirnTohuwabohu herrscht“, erklärt Ortwin Schultz,der seit 1988 Yoga lehrt. „Yoga bietet Menschendie Möglichkeit, eine Anbindung an ihr innerstes Wesen zu schaffen, damit sie klare Entscheidungen für ihr Leben treffen können.“Im alten Indien bezeichnete „Yoga“ das Anschirren von Zugtieren vor einen Wagen. Bild-hafter kann man Yoga kaum erklären: Tiere, dievorher für sich waren, werden miteinander verbunden. Gleichzeitig bekommt der FuhrmannKontrolle über das Gespann, kann es dank Jochund Geschirr lenken.Ganz ähnlich stellt Yoga eine Einheit zwischenKörper, Geist und Seele her und ermöglichtKontrolle über die Antriebskräfte. So heißt esin den Upanishaden, die zu den ältesten Schriften über Yoga gehören: „Die Sinnesorgane sinddie Rosse, das Denkorgan bildet die Zügel, derVerstand ist der Wagenlenker, die Seele derFahrende und der Körper der Wagen.“Heute ist Yoga zum Lifestyleliebling geworden.Spezialschulen boomen, Fitnessstudios, die et-
was auf sich halten, bieten Sonderkurse an. „Yoga ist eigentlich eine spirituelle Disziplin, aberim Westen wird es dieser Ebene häufig entkleidet und als Fitnessgymnastik angeboten“, sagtSchultz. Auch wer Yoga mit seinen teilweiseschweißtreibenden Körperhaltungen (Asanas)als Sport betreibt, kann profitieren. „Yoga kräftigt und steigert die Beweglichkeit, es regt dasNervensystem und die inneren Organe an“, soder Experte. Die Folge: „Der Mensch fühlt sichinsgesamt wohler und gesünder, weil der Energiefluss verbessert wird.“ Es sei häufig dieser Effekt, der Yogafans tiefer in die Materie einsteigen lasse.Hatha-Yoga ist die im Westen am weitesten verbreitete Yogaform. Es entstand im 9. Jahrhundert und stellt Asanas in den Vordergrund. Siesollen den Körper kräftigen und eine Grundlage für lange Meditationen sein. Die Silbe „Ha“bedeutet übrigens Sonne, „Tha“ steht für Mond.Sie symbolisieren die Gegensätze, denen derMensch täglich ausgesetzt ist. Den Gegensätzenzwischen männlich und weiblich, zwischen Rationalität und Gefühl sowie Geist und Materie.Ziel des Hatha-Yoga ist es, diese Polarität zuüberwinden.Foto: DAKEs gibt viele Einstiege in die YogapraxisJeder muss selbst entscheiden, worauf er beimYoga Wert legt. Viele Yogaschulen beziehen diespirituellen Aspekte der Technik in den Unterricht ein. In Fitnessstudios spielen hingegen Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer die Hauptrolle. Für Fitnessfreaks sind neu kreierte Arten wiePower-, Asthanga- oder das bei hoher Raumtemperatur praktizierte Bikram-Yoga das Richtige. Auch diese Formen tun gut, sind aber weniger als der klassische Yogaansatz aufMeditation und Tiefenentspannung ausgerichtet. Wer sich mit der Yogaphilosophie beschäftigt, kommt neben den Upanishaden an zweiweiteren Schriften nicht vorbei: an der Bhagavad Gita, einem 700 Strophen langen religiösenLehrgedicht. Sie führt die Inhalte der Upanishaden und der Veden – der heiligen Schriftendes Hinduismus – zusammen. Von zentralerBedeutung sind zudem die Texte des indischenGelehrten Patanjali. Einer seiner 194 Merksprüche, den Sutras, lautet: „Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.“ Der Weg zu diesemZiel bestehe aus „Übung und Loslösung“.Die acht Stufen des YogapfadesNach Patanjali umfasst der Yogapfad acht Stufen: Die ersten beiden Stufen umfassen Yamaund Niyama und bilden die ethische Grundlage des Yoga. Stufe drei sind die Asanas (Körperhaltungen), die das Meditieren unterstützen, während die nächste, Pranayama, dierichtige Atemtechnik lehrt. Stufe fünf, Pratyahara, dient dazu, die Sinne von außen nach innen zu kehren, um zur Selbsterkenntnis zu gelangen. Stufe sechs, Dharana, markiert denZeitpunkt für die absolute Konzentration aufdie gesammelten Gedanken. Der siebte Schritt,Dhyana, beginnt mit der reinen Meditationund Versenkung. So erreicht man über Stufeacht das Ziel – Samadhi, Erleuchtung und inneren Frieden. „Man kann die acht Stufen alseinen aufeinanderfolgenden Pfad betrachten.Die meisten steigen bei Stufe drei ein, den Körperübungen“, sagt Ortwin Schultz. „Aber es istdurchaus möglich, mit der Meditationspraxiszu beginnen. Jede Stufe hat Rückwirkung aufdie anderen.“Entscheidend ist, bei wem man sich zum Yogaanmeldet. „Einen guten Qualitätsstandard beider Ausbildung gewährleistet zum Beispiel derBerufsverband der Yogalehrenden Deutschlands“, so Ortwin Schultz. Beim körperintensiven Yoga in den Fitnessstudios komme es darauf an, dass die Kursleiter anatomische undphysiologische Kenntnisse vorweisen könnten.„Oft wird in den Kursen ein festes Repertoireabgearbeitet. Aber nicht jede Übung passt zujedem Körper“, sagt der Fachmann. Dass Yogadie Gesundheit fördert, hat die medizinischeForschung schon vor längerer Zeit erkannt.Konzentrations- und Schlafstörungen, Rückenund Kopfschmerzen oder hoher Blutdruck lassen sich durch Yoga lindern. Auch fürs Bürogibt es Übungen, etwa für bildschirmmüde Augen und den Nackenbereich. „Office Yoga kannman teilweise ohne professionelle Anleitunglernen“, sagt Schultz. Ein leichter Einstieg überSchnellkurse oder Bücher dürfte gerade denDauergestr
DAK MAGAZIN praxis recht 2_2009 5 DAK-Kalender n Testen Sie sich n Neun Fragen und Antworten n iT-Sicherheit der DAK erfüllt strengste Vorgaben des TÜV n Motivation statt Frust 38 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1 vom 01.04.2008Kontakt Alle wichtigen Telefonnummern DAK Magazin praxis recht 2/2009 für Firmen und Selbstständige