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dr. med. petra roßmüller-meister · gabriela schwarzDas Arthrose-Buch Das können Sie selbst tun Alle bewährten Behandlungsmethodender Schulmedizin und Naturheilkunde
Diagnose Arthrose – was nun?Ihr Arzt hat bei Ihnen eine Arthrose diagnostiziert. Er wird Ihr ersterAnsprechpartner sein, wenn es darum geht, die richtige Therapie zufinden, um den Schmerz im Gelenk zu lindern und Sie wieder beweg licher und leistungsfähiger zu machen. Sie können aber auch selbstviel dazu beitragen, um Ihre Lebensqualität zu verbessern. Informieren Sie sich – nur wer informiert ist, kann die Behandlung aktiv unterstützenTauschen Sie sich aus – vielen hilft der Austausch mit anderen BetroffenenSprechen Sie über Ihre Krankheit – Familie und Freunde könneneine große Unterstützung seinLassen Sie sich helfen – aber nicht alles abnehmenBleiben Sie aktiv – Bewegungsmangel kann die Schmerzen nochverstärkenAchten Sie auf eine ausgewogene Ernährung – Übergewicht undFehlernährung schaden den Gelenken
Was hilft gegen Arthrose?Generell gilt: Übergewicht und Bewegungsmangel sind Gift beiArthrose! Kein Sprichwort trifft besser auf die Arthroseerkrankung zu als die alte Weisheit: „Wer rastet, der rostet.“ Und auchdie Ernährung sollte hinterfragt werden. Esse ich das Richtige?Was schadet meinem Körper? Hier die Top 3 im Kampf gegen dieArthrose:1. Die richtige Ernährung:Eine spezielle Diät für Arthrosepatienten gibt es nicht. Trotzdemsollten Sie auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achten.Pflanzliche anstatt tierische Lebensmittel zu verwenden ist schoneinmal ein guter Anfang. Wichtig ist außerdem, dass Sie Ihre Stoffwechselprozesse in Gang halten. Dabei spielt die Entsäuerung desKörpers eine große Rolle. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 99.2. Regelmäßige Bewegung:Studien belegen, dass bei normalgewichtigen Menschen die Arthrose erst im Alter fortschreitet, wohingegen Übergewichtige schon injüngeren Jahren unter Beschwerden leiden. Hohe Blutzucker- undFettwerte sind Gift für den Körper eines Arthrosepatienten. Deshalbgilt: Bewegung ist das A und O. Aber: Sport muss Spaß machen!Sportarten wie Schwimmen, Fahrradfahren oder Wandern sind fürSie optimal. Mehr dazu ab Seite 87.3. Die richtige Therapie:Wenn Gelenkschmerzen auftreten, sofort einen Arzt aufsuchen,denn dann ist die Arthrose meist schon fortgeschritten. Der Arztstellt die Diagnose und berät Sie bei weiteren Therapiemaßnahmen. Ob schmerzstillende Medikamente, Akupunktur, Physio-, Elektro- oder Thermotherapie – diese Anwendungsformen können zuBeginn der Erkrankung ihr Fortschreiten aufhalten oder im fortgeschrittenen Stadium als ergänzende Maßnahme die Beschwerdenlindern. Als letzte Maßnahme gilt der Gelenkersatz. Dazu lesen Siemehr ab Seite 47.
Dr. med. Petra Roßmüller-MeisterGabriela SchwarzDas Arthrose-Buch Das können Sie selbst tun Alle bewährten Behandlungsmethodender Schulmedizin und Naturheilkunde
2Inhalt5 Vorwort7 Das gesunde Gelenk –Aufbau und Funktion10 Der Gelenkknorpel – wichtigster Bestandteil der Gelenke14 Die verschiedenen Gelenktypen14 Das Kugelgelenk14 Das Eigelenk16 Das Sattelgelenk16 Das Scharniergelenk16 Das Zapfengelenk17 Arthrose – was ist das eigentlich?19 Die Arthrose – eine Volkskrankheit19 Im Krankheitsverlauf verstärken sich die Schmerzen21 Der Gelenkverschleiß21 Was passiert im arthrotischen Gelenk?23 Von Schmerzen bis zur Bewegungsunfähigkeit:Die Symptome einer Arthrose24 Ursache und Risikofaktoren einer Arthrose28 Welche Gelenke sind betroffen?28 Das Kniegelenk28 Das Schultergelenk30 Das Hüftgelenk30 Die Hand- und Fingergelenke33 Die verschiedenen Arthrose-Stadien33 Stadium 1: Aus dem Knorpelschaden wird eine Arthrose34 Stadium 2: Die fortschreitende Zerstörung des Gelenkes34 Stadium 3: Der Gelenkknorpel ist vollständig zerstört35 Wie wird eine Arthrose diagnostiziert?36 Das ausführliche Gespräch (Anamnese)37 Die körperliche Untersuchung
Inhalt38 Die bildgebenden Untersuchungsverfahren38 Röntgen39 Ultraschall (Sonografie)41 Magnetresonanztomografie (MRT)41 Computertomografie (CT)42 Gelenkspiegelung (Arthroskopie)43 Laboruntersuchungen43 Blutsenkungsreaktion44 C-reaktives Protein45 Antikörper46 Rheumafaktor46 Gelenkpunktion47 Die Behandlung49 Medikamentöse Therapie49 Schmerzmittel (Analgetika)49 Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR)53 Kortisonhaltige Präparate54 Opioide57 Hyaluronsäure58 Biologische Therapie59 Therapie mit Naturheilmitteln60 Brennnesselblätter-Extrakt61 Weidenrinde62 Afrikanische Teufelskralle63 Therapie mit Nahrungsergänzungsmitteln63 Glukosamin-/Chondroitinsulfat, Kollagenhydrolysat65 Grünlippmuschel-Extrakt66 Vitamin E66 Physikalische Therapie66 Bewegungstherapie (Physiotherapie)68 Thermotherapie70 Elektrotherapie71 Akupunktur3
4 Inhalt73 Operative Maßnahmen73 Gelenkerhaltende Operationsverfahren(Umstellungs-Osteotomie)74 Gelenkversteifung (Arthrodese)75 Gelenkersatz (Endoprothese)87 Sport und Bewegung bei Arthrose88 Tägliche Bewegung ist wichtig!90 Welche Sportarten sind empfehlenswert?92 Laufsport93 Golf93 Skilanglauf93 Bewegung im Wasser94 Radfahren96 Aerobic/Gymnastik96 Medizinische Trainingstherapie (MTT)99 Gesunde Ernährung bei Arthrose102 Das Säure-Basen-Gleichgewicht erhalten105 Leckere Rezepte für Arthrose-Patienten106 Hauptgerichte134 Snacks & Co141 Nützliche Hilfen für den Alltag142 Bandagen und Orthesen144 Gehhilfen146 Praktische Helfer im Haus147 Anhang147 Glossar154 Wichtige Adressen158 Register
VorwortVorwortLiebe Leserinnen, liebe Leser,unsere Gelenke – vor allem Knie, Hüfte und Schulter – stehenunser ganzes Leben lang unter Dauerbelastung. Sie erlauben unsalle Bewegungen und tragen uns von Ort zu Ort. Unsere Gelenkevollbringen sozusagen wahre „mechanische“ Wunder. Die Folgedieser stetigen Dauerbelastung macht sich bei nahezu allen Menschen früher oder später bemerkbar: Schmerzhafter Gelenkverschleiß, die Arthrose, ist in Deutschland eine der fünf häufigstenin der Arztpraxis gestellten Diagnosen.Zwar werden immer wieder neue Erkenntnisse über die Entstehung und den Verlauf der Arthrose publiziert und auch dieHeilung scheint immer näher zu rücken, doch aufhalten lässtsich die Erkrankung bis jetzt noch nicht. Allerdings kann dasFortschreiten der Erkrankung deutlich verlangsamt, manchmalsogar gestoppt werden. So vermag die Medizin heute mit den unterschiedlichsten Therapiemethoden die Beschwerden zu lindernund den Betroffenen das Leben zu erleichtern. Dabei sollte derGelenkersatz am Ende aller Möglichkeiten stehen.In diesem Ratgeber möchten wir Ihnen nicht nur die Krankheit „Arthrose“ und die verschiedenen Behandlungsansätze derSchulmedizin verständlich erklären, sondern auch die von deralternativen Medizin angebotenen Methoden darstellen. Ein weiterer Schwerpunkt des Buches liegt auf der Selbsthilfe: Was können Sie selbst tun, um die Schmerzen und die Bewegungseinschränkungen zu verringern?Das Fortschreiten der Arthrose kannheute deutlich verlangsamt werden.5
6VorwortDenn wie bei fast keiner anderen Erkrankung hängt es bei derArthrose ganz entscheidend von dem Patienten selbst ab, wie erdie krankheitsbedingten Einschränkungen sein Leben meistert.Und hierbei möchten wir Sie als Betroffenen unterstützen undIhnen Mut machen! Leben Sie ein schönes Leben – mit oder besser trotz Arthrose!IhreDr. med. Petra Roßmüller-MeisterGabriela SchwarzSelbsthilfe: Ein wichtiger Punktbei der erfolgreichen Behandlungvon Arthrose!
Das gesundeGelenk – Aufbauund FunktionJeder Bestandteil eines gesunden Gelenkes erfüllt eine spezielleFunktion, die für eine schmerzfreie und reibungsarme Bewegungsfähigkeit des jeweiligen Gelenkes sorgt. Wie ein gesundesGelenk aussieht und welche Aufgaben es erfüllt, erfahren Siein diesem Kapitel.
8Das gesunde Gelenk – Aufbau und FunktionBevor wir Ihnen erklären, was Arthrose ist, möchten wir zunächstAufbau und Funktion des gesunden Gelenkes darstellen – einewichtige Voraussetzung dafür, die Arthrose zu verstehen.Unbewusst bewegen wir uns den ganzen Tag. Wir drehen uns,strecken uns, wir greifen, laufen, gehen oder springen – und dasunzählige Male. Unsere Beweglichkeit verdanken wir unserenGelenken, den beweglichen Verbindungsstücken zwischen denKnochenenden.Die drei wichtigsten Aufgaben unserer Gelenke:Ohne Gelenke ist keine Bewegung möglich. Verantwortlich für dieBeweglichkeit unserer Gelenke ist die sogenannte Gelenkschmiere,ein Flüssigkeitsfilm, der von der inneren Gelenkschleimhaut gebildetwird (siehe Seite 11).Gelenke dämpfen harte Bewegungen ab. Dies gelingt ihnen dankdes Gelenkknorpels, das ist sozusagen der „Stoßdämpfer“ in denGelenken. Dabei handelt es sich um einen glatten, elastischenÜberzug, der das Gelenk schützt und für einen reibungslosen undperfekten Ablauf der Bewegung sorgt. Unterstützt wird der Gelenkknorpel teilweise durch andere Strukturen wie Meniskus etc.Gelenke geben aber auch Halt. Spezielle Strukturen im Gelenk –Teile der Gelenkkapsel und die Gelenkbänder – können bestimmteBewegungen erlauben, andere Bewegungen dagegen verhindern.So sind unsere Gelenke gegen falsche Bewegungen geschützt.
Das gesunde Gelenk – Aufbau und Funktion 9Unsere Beweglichkeitverdanken wirunseren Gelenken.
10Das gesunde Gelenk – Aufbau und FunktionDer Gelenkknorpel – wichtigster Bestandteil der GelenkeZwar sind die Gelenke in Abhängigkeit von ihrer Funktion unterschiedlich aufgebaut, doch liegt immer das gleiche Prinzip zugrunde. So besteht jedes Gelenk aus einem Gelenkkopf und einerGelenkpfanne. Beide passen ineinander wie der Schlüssel in dasSchloss.Manche Gelenke, beispielsweise das Kniegelenk, verfügen zusätzlich über eine Gelenkzwischenscheibe, den Meniskus. Bänder, Sehnen und Muskeln sichern die Stabilität der Gelenke.Jedes Gelenk ist von einer sogenannten Gelenkkapsel umgeben. Sie führt das Gelenk und schützt es vor falschen Bewegungen. An dieser Kapsel sitzen die Bänder, die die Bewegungen desGelenkes sichern.Aufbau GelenkknorpelGelenkhöhlemit SynoviaGelenkspaltGelenkpfanne
Der Gelenkknorpel – wichtigster Bestandteil der Gelenke11Ausgekleidet sind Gelenkkopf und -pfanne mit einem einzigartigen Gewebe, einer Knorpelschicht, ein wichtiger Teil des Gelenkes von fester, glatter und elastischer Struktur. Diese Schichtdient sozusagen als Puffer zwischen den Knochen. In dieserFunktion mindert sie (aufgrund der besonderen Struktur des Gelenkes) die Reibung zwischen den Gelenkknochen und federt diebei jeder Bewegung auftretenden Erschütterungen ab. Je nachGelenk weist die Knorpelschicht eine unterschiedliche Dicke auf.So ist die Schicht im Knie-, Hüft- und Sprunggelenk am dicksten,in den Finger- und Zehengelenken dagegen deutlich dünner. Jestärker also die Belastung, der das Gelenk ausgesetzt ist, destodicker ist auch die Knorpelschicht. In dieser Schicht liegen wederGefäße noch Nerven, das bedeutet, der Knorpel kann sich selbstnicht ernähren.Beim Gelenkknorpel handelt es sich um einen sogenanntenhyalinen Knorpel, ausgestattet mit einer starken Fähigkeit zurWasserbindung. Dies sorgt dafür, dass er elastisch und flexibelbleibt. Der Anteil an Zellen in diesem Knorpel ist äußerst niedrigund liegt nur zwischen einem und zehn Prozent. Aufgrund diesergeringen Zellzahl ist das Heilungsvermögen des Gelenkknorpelserheblich eingeschränkt. Den Rest des Gewebes bildet die Knorpelmatrix, eine Art Bindegewebe.Für den optimalen und problemlosen Ablauf einer Bewegungist die zähe Gelenkschmiere verantwortlich, auch Gelenkflüssigkeit oder Synovialflüssigkeit genannt. Sie wird von der Gelenkschleimhaut (medizinisch: Synovialis), der innersten Schicht derGelenkkapsel gebildet und liegt auf dem Gelenkkopf und der Gelenkpfanne, wo sie für die reibungslose Zusammenarbeit derbeiden Gelenkbestandteile sorgt. Außerdem versorgt die ständigerneuerte Gelenkflüssigkeit den Gelenkknorpel mit allen Nährstoffen und garantiert so die ständige Produktion von für denKnorpelaufbau wichtigen Substanzen. Schließlich ist sie auch fürden Abtransport der Abbauprodukte des Gelenkknorpels zustän-Der Gelenkknorpelfedert den Druckder aufeinandertreffenden Knochenab und verteilt ihngleichmäßig.
12Das gesunde Gelenk – Aufbau und FunktionRechtes Kniegelenkgebeugt von vornund seitlichLateralerGelenkknorrenFemurHinteres KreuzbandAußen meniskusMedialer GelenkknorrenGelenkspaltVorderes KreuzbandLateralesSeitenbandInnenmeniskusQuerband des KniegelenksFibulaMediales SeitenbandTibiaFemurSehne des vier köpfigenOber ßen meniskusLaterales SeitenbandFibulaTibia
Der Gelenkknorpel – wichtigster Bestandteil der Gelenke13dig. Dieses Zusammenspiel funktioniert jedoch nur dann, wenndas Gelenk regelmäßig bewegt wird. Geschieht dies nicht, wirdnicht ausreichend Gelenkflüssigkeit gebildet. In der Folge gelangen nicht ausreichend Nährstoffen zum Gelenkknorpel, er wirddünn und brüchig und kann seine Aufgabe als Puffer nicht mehrerfüllen.Ein gesundes Gelenk „schmiert sich selbst“! Dazu saugt sichder Gelenkknorpel bei Entlastung ähnlich wie ein Schwamm mitder Gelenkflüssigkeit voll. Unter Belastung wird diese Flüssigkeitwieder aus dem Gelenkknorpel herausgepresst, und zwar dort amstärksten, wo die höchste Belastung vorliegt. Bei diesem Vorgangtrennt die Gelenkflüssigkeit die Gelenkteile voneinander, es entsteht ein Gleitfilm.So bleibt der Gelenkknorpel gesundEin gesunder Gelenkknorpel braucht eine gesunde Gelenkflüssigkeit,denn diese versorgt ihn mit allen Nährstoffen. Achten Sie deshalbimmer auf eine vollwertige und ausgewogene Ernährung, die demKörper Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente liefert.Wichtig ist aber auch, dass Sie sich regelmäßig bewegen, ohnedabei die Gelenke außergewöhnlich zu belasten. Dazu eignen sichSportarten wir Schwimmen, Radfahren in der Ebene oder Walken.So wird der Stoffwechsel aktiviert, der nicht nur dafür verantwortlichist, dass der Körper alle Nährstoffe aufnimmt, sondern auch alleAbfallprodukte und Schlacken abtransportiert. Bewegung ist aberauch notwendig, damit ausreichend Gelenkschmiere gebildet wird.Bauen Sie, wenn nötig, Übergewicht ab! Jedes Kilogramm zu vielbelastet den Gelenkknorpel zusätzlich und forciert seine vorzeitigeAbnutzung.Ohne regelmäßigeBewegung wirdkeine Gelenkflüssigkeit gebildet.
14Das gesunde Gelenk – Aufbau und FunktionDie verschiedenen GelenktypenJe nach Funktion weisen unsere Gelenke einen unterschiedlichenAufbau auf. Verschiedene Bewegungsachsen ermöglichen verschiedene Bewegungen. So erlauben Scharniergelenke Bewe gungen nur um eine Achse, vergleichbar mit den Scharnierenan Türen. Kugelgelenke besitzen dagegen eine deutlich größereBeweglichkeit, denn mit ihnen ist eine Bewegung um drei Ach sen möglich. Hier nun die verschiedenen Gelenktypen im Einzelnen.Das KugelgelenkDas Kugelgelenk ist das beweglichste Gelenk. Es besitzt einen kuDas Kugelgelenk istnach sechs Seitenbeweglich, dasZapfengelenkdagegen ermöglicht nur eineDrehbewegung.gelförmigen Gelenkkopf und eine hohle kugelförmige Gelenkpfanne. Aufgrund dieses Aufbaus werden Bewegungen in sechsverschiedene Richtungen ermöglicht: nach vorn und hinten,nach rechts und links sowie das Ein- und Ausdrehen. Ein Beispieldafür ist das Hüftgelenk: So können wir unsere Beine nach vornund hinten sowie nach rechts und links bewegen, wir können sieebenso nach innen und außen drehen. Auch bei der Schulterhandelt es sich um ein Kugelgelenk.Das EigelenkDas Eigelenk ist zweiachsig. Es besteht aus einem eiförmigen Gelenkkopf und einer hohlen eiförmigen Gelenkpfanne. Mit einem Eigelenk kann man Beuge- und Streckbewegungen aus führen und Bewegungen von einer Seite zur anderen. Ein Beispielfür ein Eigelenk ist das Handgelenk: Unsere Hand kann man beugen und strecken, sie lässt sich nach rechts oder links bewegenund auch drehen. Ein weiteres Beispiel für ein Eigelenk ist dererste Halswirbel, der über ein solches Gelenk mit dem Kopf verbunden ist.
Die verschiedenen GelenktypenGelenkformenPlanes enkKugelgelenk15
16Das gesunde Gelenk – Aufbau und FunktionDas SattelgelenkDer Daumen ist miteinem Sattelgelenkmit der Handverbunden.Bei diesem Gelenk ähneln sich die beiden Gelenkteile stark. Sieliegen nur versetzt aufeinander. Beide Teile sehen aus wie ein Sattel, der vorn und hinten nach oben ragt und in der Mitte eineVertiefung hat. Der Daumen ist mit einem solchen Sattelgelenkmit der Hand verbunden. Mit dem Daumen kann man Vor- undRückwärtsbewegungen sowie Bewegungen von einer Seite zur anderen durchführen.Das ScharniergelenkDas Scharniergelenk arbeitet nur in einer Achse und ist deshalbhinsichtlich seiner Beweglichkeit deutlich eingeschränkter alsdie anderen Gelenke. Es ermöglicht lediglich Bewegungen nachvorn und hinten. Der Gelenkkopf ist länglich und liegt in derGelenkpfanne wie in einer Rinne. Das Ellenbogengelenk ist einScharniergelenk, denn der Unterarm lässt sich nur beugen undstrecken. Das größte Scharniergelenk ist das Knie. Genauer gesagthandelt es sich hier um ein Drehscharniergelenk, das Oberschenkelknochen, Schienbein und Kniescheibe miteinander verbindet.Es besitzt eine Beuge- und eine Rotationsachse.Das ZapfengelenkAuch ein Zapfengelenk funktioniert einachsig, das heißt, es istnur eine Drehbewegung (Einwärts- oder Auswärtsbewegung)möglich. Das beste Beispiel für ein solches Gelenk befindet sicham Ellbogen zwischen Speiche und Elle.
Arthrose –was ist daseigentlich?Der Mediziner bezeichnet als Arthrose einen Gelenkverschleiß,der über das durch die Alterung bedingte Maß hinausgeht.Meist wird Arthrose ausgelöst durch übermäßige Belastung(z. B. Übergewicht), Fehlstellung der Gelenke oder Knochen erkrankungen (z. B. Osteoporose).
18Arthrose – was ist das eigentlich?Bei einer Arthrose handelt es sich um einen (immer weiter fortschreitenden) Verschleiß der Gelenke. Der Mediziner spricht hiervon einer „chronisch degenerativen Erkrankung“. Betroffen können alle Gelenke sein, doch am häufigsten manifestiert sich dieAnfangs verläuft dieArthrose schmerzfrei,die Gelenke sind nochvoll belastbar.Arthrose an den Knie- und Hüftgelenken, den tragenden Gelenken. Aber auch andere Gelenke wie Schulter- und Fingergelenkesowie die Fußgelenke und die Wirbelsäule können befallen werden.
Im Krankheitsverlauf verstärken sich die Schmerzen19Die Arthrose – eine VolkskrankheitRund sechs Millionen Menschen – hauptsächlich Menschen über60 Jahre – leiden in Deutschland unter dauerhaften Gelenkschmerzen und Bewegungsbeeinträchtigungen aufgrund einerArthrose, die relativ häufig nicht nur ein, sondern mehrere Gelenke betrifft. Frauen erkranken häufiger als Männer. Weitere15 Millionen Menschen berichten über zumindest manchmalauftretende Beschwerden. Nach Hochrechnungen des Bundesgesundheitsministeriums liegt in Deutschland sogar bei ungefähr35 Millionen Menschen potenziell eine Arthrose vor. Aufgrunddieser hohen Zahl der Betroffenen wird die Arthrose heute als„Volkskrankheit“ bezeichnet.Bereits bei Jüngeren können sich erste Zeichen eines Gelenkverschleißes zeigen. Ursachen sind hier vor allem Zustand nachUnfall- oder Sportverletzungen, starkes Übergewicht sowie Fehloder Überbelastungen. Deshalb kann bei einer Arthrose nichtvon einer reinen „Alterskrankheit“ gesprochen werden.Im Krankheitsverlauf verstärken sich die SchmerzenZu Beginn der Erkrankung ist nur der Gelenkknorpel vom Verschleiß gezeichnet. Doch nach und nach werden alle amGelenkaufbau beteiligten Strukturen – Gelenkschmiere, Gelenk innenhaut, Gelenkkapsel sowie Bänder und Muskeln – von derArthrose befallen. Anfangs verläuft die Arthrose schmerzfrei, dieGelenke sind noch voll belastbar.Im weiteren Verlauf äußert sich die Erkrankung durch die sogenannten Anlaufschmerzen. Dabei handelt es sich um Schmerzen, die bei Beginn einer Bewegung nach einer längeren Ruhepause auftreten, beispielsweise morgens nach dem Aufstehen.Bereits mit40 Jahren zeigensich bei jedemZweiten Abnutzungserscheinungen der Gelenkknorpel.
20Arthrose – was ist das eigentlich?Diese Phase wird als Frühstadium bezeichnet und kann mehrereIn der Anfangs phase kann eineArthrose nocherheblich verlangsamt werden.Jahre andauern. Wird die Arthrose in diesem Stadium vom Arztfestgestellt, kann ihr Verlauf noch erheblich verlangsamt, manchmal sogar gestoppt werden. Schreitet die Arthrose jedoch fort,ohne dass die Ursachen beseitigt werden, machen sich Muskelverspannungen und Bewegungseinschränkungen sowie Schmerzen, auch im Ruhezustand – zum Beispiel nachts im Bett –, bemerkbar. Häufig entzündet sich das betroffene Gelenk undschwillt an. Am Ende des Prozesses stehen die Verformung undZerstörung des Gelenkes.Primäre und sekundäre ArthroseIn der Medizin wird zwischen der so genannten primären und dersekundären Arthrose unterschieden. Die primäre Arthrose entwickeltsich ohne ersichtlichen Grund. Hier geht die medizinische Wissenschaft davon aus, dass der Gelenkverschleiß von genetischen, alsoerblichen Faktoren bestimmt wird. Ein Auslöser für eine primäreArthrose ist bis heute nicht bekannt. Im Gegensatz dazu kennt mandie Ursachen der sekundären Arthrose: Fehl- und Überbelastung,angeborene und erworbene Fehlstellungen, Verletzungen in derVergangenheit wie Knochenbrüche oder Gelenkkapselrisse, aber auchÜbergewicht, Gelenkentzündungen und Stoffwechselstörungen.Die primäre Arthrose entsteht ohne ersichtlichen Grund. Die sekundäre hat viele Ursachen wie Übergewicht oder Knochenbrüche.
Was passiert im arthrotischen Gelenk?Der GelenkverschleißEine Arthrose entwickelt sich nicht plötzlich. Diese Erkrankungstellt einen schleichenden Prozess dar, der zumindest anfangssehr langsam verläuft. Zu Beginn der Erkrankung ist nur der Gelenkknorpel von den degenerativen Veränderungen betroffen.Doch im Lauf der Zeit werden alle am Gelenkaufbau beteiligtenStrukturen – Knochen, Gelenkflüssigkeit, Gelenkinnenhaut, Gelenkkapsel, Bänder, Sehen und Muskulatur – von der Erkrankungbefallen. Wenn dieser Prozess nicht rechtzeitig durch eine adäquate Behandlung unterbrochen und die Zerstörung des Gelenkes damit aufgehalten wird, schreitet diese immer weiter fort. ImEndstadium der Erkrankung ist dann jede Bewegung mit demzerstörten Gelenk unmöglich. Hier hilft dann nur noch der Gelenkersatz.Was passiert im arthrotischen Gelenk?Die Arthrose verläuft von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Häufig bemerken die Betroffenen lange Zeit die Gelenk arthrose nicht, denn diese kann zumindest anfangs ohne Beschwerden oder andere Symptome verlaufen. Erst die weitereBelastung des Gelenkes führt dann zur sogenannten aktiviertenArthrose, also zu einer Entzündung im Gelenk. Die Knorpeloberfläche reißt auf, wird uneben, der Knorpel wird immer unelastischer und dünner.Im fortgeschrittenen Arthrosestadium ist der Knorpel dannvollständig abgebaut. Damit geht auch seine Eigenschaft alsStoßdämpfer verloren. Die beiden Knochenenden treffen nun direkt aufeinander und reiben bei jeder Belastung aneinander. Damit erhöht sich die Druckbelastung der beiden an das Gelenkangrenzenden Knochen dramatisch. Durch den anhaltenden Ab-Eine Arthroseentwickelt sichüber viele Jahre.21
22Arthrose – was ist das eigentlich?rieb im Gelenk bildet sich eine Entzündung, die sich im Lauf derTypische Frühsymptome sind Schmerzen im betroffenenGelenk.Erkrankung immer weiter verstärkt. Mit zunehmender Arthrosewird die Bewegungsfreiheit des Gelenkes immer weiter eingeschränkt. Eine völlige Steifigkeit des betroffenen Gelenkes kanndie Folge sein. Kurz gesagt ein Kreislauf: Je stärker die Belastung,desto mehr Abrieb und desto heftiger wird die Entzündung. Jemassiver die Entzündung, desto mehr wird der Knorpel geschädigt. Je mehr der Knorpel geschädigt wird, desto stärker ist derKnorpelabrieb.Die Gelenkentzündung und die veränderte mechanische Belastung führen schließlich zu verschiedenen unerwünschten Reaktionen der benachbarten Knochen: Neuer Knochen kann sichwie Auswüchse am Gelenk bilden (sogenannte Osteophyten), derKnochen unter der Knorpelschicht kann sich verdicken (subchondrale Sklerose) oder der Knochen löst sich an stark druckbelasteten Arealen auf (Knochenzysten oder Geröllzysten).Gesundes Gelenk –Arthritis – ArthroseGesundes GelenkArthritisArthrose
Von Schmerzen bis zur Bewegungsunfähigkeit: Die Symptome einer Arthrose23Von Schmerzen bis zur Bewegungsunfähigkeit: Die Symptome einer ArthroseWie bereits oben aufgeführt, kann die Arthrose in der ersten Zeitstumm verlaufen, das bedeutet, die betroffenen Patienten verspüren auch bei Belastung des Gelenkes keine Schmerzen. Grundhierfür ist, dass zu Beginn der Erkrankung nur der Knorpel geschädigt ist. Da sich im Knorpelgewebe weder Nerven noch Blutgefäße befinden, ist dieses Gewebe auch nicht schmerzempfindlich. Dies ändert sich jedoch, wenn der Knorpelabrieb weiter voranschreitet: Zunächst werden unbestimmte, diffuse Schmerzenim betroffenen Gelenk verspürt. Sie äußern sich als sogenannteAnlaufschmerzen, die beim Bewegen des Gelenkes nach längerenRuhephasen auftreten, beispielsweise morgens beim Aufstehen,aber auch nach außergewöhnlicher Belastung und bei Ermüdung. Häufig ist in diesem Krankheitsstadium nur eine bestimmte Bewegung, zum Beispiel das Abwinkeln, Beugen oder Streckendes Knies, mit Schmerzen verbunden. Hinzu kommt dann derErmüdungs- oder Belastungsschmerz, der entsteht, weil der Körper die durch den Knorpelabrieb anfallenden Gewebs- und Zelltrümmer abbaut. Dazu dienen Enzyme, die ihrerseits selbst denbereits geschädigten Knorpel attackieren und auf diese Weiseeine entzündliche Reaktion im Gelenk auslösen können.Im fortgeschrittenen Stadium treten die Schmerzen auch inRuhe, zum Beispiel in der Nacht, auf. Es haben sich Dauerschmerzen entwickelt. Das Gelenk ist entzündet, es wird heiß undschwillt an. Sehr ausgeprägt sind solche Schwellungen bei denFingergelenken und beim Knie. Dieses Krankheitsstadium wirdauch als aktivierte Arthrose bezeichnet (siehe auch Seite 21).Haben sich die Schmerzen auf das umgebende Gewebe ausgebreitet, ist das ein Zeichen dafür, dass nicht nur das Gelenk, son-Eine Arthrose kannin der ersten Zeitunbemerktverlaufen.
24Arthrose – was ist das eigentlich?dern auch das umliegende Gewebe von einer Entzündung betrofIm fortgeschrit tenen Stadiumwird die Bewegungsfähigkeitdes Gelenkeszunehmendbeeinträchtigt.fen ist. Es kann nun zusätzlich zu den sehr starken Schmerzen zuMuskelverspannungen kommen. Auch Sehnen und Bänder verändern sich immer stärker: Das Gelenk wird zunehmend unbeweglicher und steifer. Vor allem beim arthrotischen Kniegelenkwerden Stabilitätsverlust sowie ein Abweichen der Gelenkachse –also die Bildung eines X- oder O-Beines – beobachtet.Ursache und Risikofaktoren einer ArthroseAls häufigste Ursachen für die Entstehung einer Arthrose gilt dernatürliche Verschleiß bedingt durch Alter, Übergewicht, Fehlhaltungen sowie Unfälle in der Vergangenheit. Ob und wann eineArthrose als Folge des natürlichen Alterungsprozesses auftretenNatürlicherGelenkverschleißist Folge derpermanentenBeanspruchung derGelenke währenddes Lebens.wird, kann nicht vorausgesehen werden. Dagegen haben vieleklinische Untersuchungen aufgezeigt, dass starkes Übergewichtdie Entstehung einer Arthrose erheblich forcieren kann. Als ebenso gesichert gilt, dass Fehlhaltungen wie X- oder O-Beine zu einerArthrose der betroffenen Gelenke führen können. Bei einer solchen Fehlstellung wird das gesamte Gelenk nicht gleichmäßigbelastet, stattdessen verteilt sich das Gewicht entweder nur aufdie innere oder die äußere Seite des Kniegelenkes. Da Elastizitätund Stabilität dieser seitlichen Gelenkstrukturen geringer sind alsdie des Mittelteils, sind sie für eine Arthrose deutlich anfälliger.Auch Unfälle in der Vergangenheit gelten als Risikofaktor. Statistische Untersuchungen beweisen, dass bei rund einem Drittelaller Patienten die Arthrose als Spätfolge eines Unfalls anzusehenist. So stellen beispielsweise Meniskus- und Kreuzbandverletzungen des Knies ein erhebliches Risiko für die Entstehung einer Arthrose dar. Sie verringern die Stabilität des Kniegelenkes und begünstigen so eine frühzeitige Gelenkabnutzung. Wenn Sie solche
Ursache und Risikofaktoren einer Arthrose25Vor allem nachUnfällen sollten SieIhre Gelenke vorFehlbelastungenschützen.
26Arthrose – was ist das eigentlich?Verletzungen haben, sollten Sie Ihre Gelenke vor starken ÜberWerden die Gelenkeständig überbelastet, z. B. im Beruf,kommt es häufigerzu Knorpelschäden.und Fehlbelastungen schützen.Auch Knochenbrüche, bei denen die Gelenkflächen beteiligtwaren, stellen ein erhöhtes Arthroserisiko dar. Entzündungen imGelenk müssen ebenfalls als Risikofaktor gewertet werden, dennsie können den Gelenkknorpel relativ schnell zerstören. SolcheEntzündungen entstehen meist, wenn Bakterien von außen indas Gelenk gelangen. Dies passiert beispielsweise bei Spritzen indas Gelenk, bei Gelenkspiegelungen oder Operationen.Ein weiterer Faktor, der die Entstehung einer Arthrose fördernkann, ist mangelnde Bewegung, die dazu führt, dass nicht ausreichend Gelenkflüssigkeit gebildet wird. Fehlt die Bewegung, gehtdie Produktion dieser für die Funktion des Gelenkes unentbehrlichen Gelenkflüssigkeit zurück, der Gelenkknorpel wird nichtmehr genügend mit Nährstoffen versorgt. Ebenso kann sich eineArthrose entwickeln, wenn die Gelenke, beispielsweise durchschweren körperlichen Einsatz im Beruf oder durch Extrem- oderLeistungssport, übermäßig stark belastet werden. Ein bekanntesBeispiel hierfür ist der Beruf des Fliesenlegers: In dieser Berufsgruppe werden aufgrund der knienden Tätigkeit deutlich mehrFälle einer Kniearthrose (Gonarthrose) registriert als in anderenBerufen.Als weiterer Parameter, der für die Entwicklung einer Arthroseverantwortlich sein kann, werden Hormon- und Stoffwechselstörungen wie Gicht, Diabetes mellitus, eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse oder die nachlassende Produktion der weiblichen Sexualhormone in den Wechseljahren diskutiert.So unterschiedlich diese Faktoren, die das Risiko für die Entstehung einer Arthrose erhöhen können, sein mögen, eines haben sie doch gemeinsam: Sie beeinflussen nicht nur
So ist die Schicht im Knie-, Hüft- und Sprunggelenk am dicksten, in den Finger- und Zehengelenken dagegen deutlich dünner. Je stärker also die Belastung, der das Gelenk ausgesetzt ist, desto dicker ist auch die Knorpelschicht. In dieser Schicht liegen weder Gefäße noch Nerven, das bedeutet, der Knorpel kann sich selbst nicht ernähren.